Teilhabe: Zuschüsse für Kinder aus armen Familien

Die junge Verwaltungsangestellte Aylin Altinova (20) ist im Rathaus Ansprechpartnerin für das "Bildungsteilhabepaket". 2011 wurde das Gesetz von der Bundesregierung eingeführt, um auch Kinder aus einkommensschwachen Familien am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Auf Antrag werden Vereinsmitgliedschaften mit zehn Euro pro Monat bezuschusst, Klassenfahrten bezahlt oder Nachhilfestunden finanziert. Auch die Mittagsverpflegung für Hortkinder oder der Schulbedarf werden bezuschusst.

Das Sozialamt ist Anlaufstelle für 186 Reinbeker Kinder aus einkommensschwachen Familien, die kein Hartz IV bekommen. Das Jobcenter ist darüber hinaus zuständig für etwa 160 Kinder aus Reinbek, deren Familien Arbeitslosengeld II beziehen.

"Die Idee, dass Kinder nicht ausgeschlossen werden, ist gut. Schade, dass diese Möglichkeit nicht so stark angenommen wird", zieht Doris Ziethen-Rennholz, Geschäftsführerin des Jobcenters Stormarn, Bilanz. Für den Monat Juni konnte sie die Anträge für die Stadt Reinbek ermitteln. Zum Schulbedarf (100 Euro pro Jahr und Kind), den das Jobcenter automatisch an die Familien zahlt, wurden 75 weitere Leistungen beantragt. Auf die Teilhabe, also Sport- oder Musikkurse, entfallen lediglich zwölf. Der Rest des Geldes fließt in Klassenfahrten, Mittagessen, Schülerbeförderung oder Nachhilfe (2).

Das entspricht auch den Erfahrungen des Reinbeker Sozialamtsleiters Torsten Christ mit dem Paket. Auch hier machen die Anträge auf Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben den kleinsten Posten aus. 37 von 186 möglichen Antragsstellern ließen sich den Beitrag im Sportverein oder der Musikschule seit Januar bezuschussen. Anders als beim Jobcenter müssen die Familien bei der Stadt die Zuschüsse für den Schulbedarf beantragen. Was tatsächlich auch mit 170 Familien ein großer Teil gemacht hat. Bei sechs lernschwachen Kindern wird die Nachhilfe in voller Höhe übernommen.

Bedenken, dass die Kosten für den Verwaltungsaufwand pro Jahr (20 000 Euro) im Verhältnis zu den verteilten Geldern (80 000 Euro) zu hoch seien, habe die Praxis widerlegt, sagt Christ.

Eine Fehlanzeige sei aktuell dagegen noch das Betreuungsgeld. "Das wird nicht nachgefragt", so Christ.

Die Verwaltungsfachangestellte Aylin Altinova ist im Rathaus unter Telefon (040) 72 75 03 46 zu erreichen.