Anklage: 19-Jähriger vor Gericht

"Sie wissen doch gar nicht, wofür Jugendliche ihr Geld ausgeben", sagte Mourat A.. "Dann klären Sie mich doch auf", forderte die Richterin den 19-Jährigen auf. Es gehe sie nichts an, wofür er sein Geld ausgebe. Am 4. März brauchte der schlanke, höflich wirkende junge Mann wieder Bares, steckte im Marktkaufcenter in Bergedorf eine Parfümflasche in die Jackentasche, um sie zu verkaufen. Den Diebstahl gab er gestern vor dem Jugendschöffengericht zu.

Es gibt Videoaufzeichnungen von Fahrraddiebstählen

Das war jedoch nur einer von vier Anklagepunkten, die dem Wentorfer vor dem Amtsgericht Reinbek zur Last gelegt wurden. Zwei Mountainbikes soll er am 15. und 18. Februar im Wentorfer Gymnasium gestohlen haben. Es gibt von beiden Taten Videoaufzeichnungen. Denn im Fahrradkeller unter der Turnhalle wurden wegen der Häufung von Diebstählen Kameras installiert.

Ein Reinbeker Polizeibeamter hatte sich die Bilder angesehen. Auf einem erkannte er in dem jungen Mann mit großer Jacke, grüner Sporttasche und Mütze den bei der Polizei als Intensivtäter bekannten Mourat A.. Weil der Beamte als wichtiger Zeuge gestern bei der Hauptverhandlung nicht anwesend sein konnte, wurde die Verhandlung auf den 14. August verlegt.

Für den Angeklagten geht es um Einiges. Denn der Wentorfer wurde erst im Dezember vorzeitig aus der Haft entlassen. Er saß wegen eines Autodiebstahls ein und ist in laufender Bewährung.

Jetzt lebt er wieder bei den Eltern, arbeitet bei einem Onkel im Autohandel und ist auf der Suche nach einer eigenen Wohnung. Im September wolle er eine Ausbildung zum Koch oder Lagerist beginnen und wünsche sich, seinen Haschisch-Konsum in den Griff zu bekommen: "Ich will es lassen und einen normalen Weg gehen." Zu den Fahrraddiebstählen wollte er sich nicht einlassen.

Dafür hörte Richterin Ute Schulze-Hillert den Wentorfer Polizeibeamten Thomas Satzel (38) als Zeugen an. Der 19-Jährige ist bei der Polizei kein Unbekannter, bereits mit 13 Jahren aufgefallen. Er wurde bei Fahrraddiebstählen erwischt oder, als er mit einem Kumpanen in der Umkleide der Uwe-Plog-Halle vor zwei Jahren Handys klaute.

So hatten die Wentorfer Beamten ihn im Auge und er wurde im Februar beobachtet, wie er ein gestohlenes Fahrrad schob. Er erkannte die Beamten in zivil, stellte das Rad am Zaun ab und behauptete, es gefunden zu haben, so Satzel. Der Zeuge wunderte sich, dass nur zwei Fahrraddiebstähle angeklagt sind. In den 15 Monaten, in der der Angeklagte im Gefängnis gesessen habe, hätte es 22 Fahrraddiebstähle in Wentorf gegeben. Seit Februar sind es 42, rechnete er vor und führte die Steigerung auch mit der Entlassung zusammen.

Ein Anklagepunkt wurde eingestellt

Es gehe hier nur um die Fälle, die von der Staatsanwaltschaft zur Anklage gebracht wurden, sagte Richterin Ute Schulze-Hillert, die in der vierstündigen Verhandlung auch noch eine Anklage wegen Körperverletzung aufzuklären hatte. Die stellte sich als eskalierte Rempelei unter verfeindeten Nachbarn heraus. Dieser Anklagepunkt wurde eingestellt.