Treff in Reinbek reaktiviert

Das gigantische Ausspähen von deutschen Computern durch den amerikanischen Geheimdienst NSA lässt die Piratenpartei Morgenluft wittern. Den just reaktivierten, monatlichen Piratentreff in Reinbek nutzten die Aktivisten, um den Bundestagswahlkampf zu eröffnen und ihren Direktkandidaten, Karsten Kiehn (39), vorzustellen.

Der Chemielaborant aus Geesthacht hat die Piraten erst vor eineinhalb Jahren als Plattform für seinen politischen Anspruch auf Bürgerrechte, Transparenz und selbstbestimmtes Handeln entdeckt. Zwar hat er das Quorum für einen Listenplatz auf dem Landesparteitag verpasst, ist sich aber sicher, dass er die Menschen im Wahlkreis 10, Süd-Stormarn und süd-östlicher Kreis Herzogtum Lauenburg, mit seinen Themen erreichen wird. Dazu gehören neben dem hochbrisanten Thema Datensicherheit auch das umstrittene Fracking zur Gasgewinnung und die Stärkung der Demokratie, zum Beispiel mit Bürgerbefragungen und Bürgerentscheiden. "Ich verstehe zwar, dass die Menschen immer mehr um die Ohren haben, teilweise zwei oder drei Jobs bedienen müssen, um mit ihren Familien über die Runden zu kommen. Aber wir müssen sie dennoch erreichen und dafür sensibilisieren, sich für ihre Rechte einzusetzen und zur Bundestagswahl im September zu gehen", sagt Karsten Kiehn, der für seinen Wahlkampf gleich zwei Monate unbezahlten Urlaub beantragt und auch bewilligt bekommen hat. "Das ist übrigens auch ein Grundrecht", unterstreicht er, freut sich aber über die Kulanz seines Chefs.

Unterstützung findet Karsten Kiehn auch bei Phillip Treichel (40). Der gelernte Kaufmann organisiert zudem den Reinbeker Piratentreff. Informatiker Christoph Nagel (32) begleitet Karsten Kiehn und die politische Geschäftsführerin des Landesverbandes, Kathrin Jasper (27), tut, was sie kann, um ihm bei seinen Ideen und Zielen zu helfen. Und an Ideen mangelt es nicht. Stolz berichten die Piraten über ihren Einsatz an den Flughäfen, wo sie den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Snowden fiktiv begrüßten.

Das werden sie übrigens auch morgen um 17.30 Uhr in Fuhlsbüttel tun, wenn die Maschine aus Moskau ankommt. Zudem bieten sie als Hilfe zur Selbsthilfe für Bürger, die ihr Internet sicher machen wollen, so genannte Cryptopartys an. Die nächste am 4. August im Bürgerhaus von Henstedt-Ulzburg. Dort kann jeder lernen, seinen Datenverkehr abhörsicher zu machen und seine Mails zu verschlüsseln. "Dafür müsste doch wirklich Vater Staat sorgen", fordert Karsten Kiehn.

Der Reinbeker Piratentreff beginnt an jedem dritten Mittwoch im Monat um 20 Uhr im Cafe Rodon am Rosenplatz.