Dauerläufer: Peter Kellermann (55) startet heute seinen 193. Marathon

Denn heute läuft er seinen 193. Marathon. Der 55-jährige Wentorfer ist seit vier Jahren Mitglied im "100 Marathon Club - einem Zusammenschluss von Läufern aus ganz Deutschland, die Marathons sammeln.

Auf Peter Kellermanns Liste stehen große Läufe wie New York oder Berlin, wo das Laufen zu einem riesigen Spektakel wird. Aber auch kleine Veranstaltungen, die der "100 Marathon Club" selbst organisiert. Da kommt es vor, dass er mit nur 20 Gleichgesinnten mehrmals den Öjendorfer See umrundet oder 48 Runden durch den alten Elbtunnel läuft, bis die 42,195 Kilometer geschafft sind.

"Mir geht es ums Laufen und um die Gemeinschaft. Es macht unwahrscheinlich Spaß, zu laufen, in der Natur zu sein und Abwechslung zu haben. Und wenn man will, kann man sich auf der 42-Kilometer-Strecke die ganze Zeit nett unterhalten", sagt Kellermann. Natürlich ist auch ein bisschen Ehrgeiz dabei.

Mit 43 Jahren wog ich 100 Kilogramm

Der hatte ihn nach seinem ersten Marathon gepackt - als der einwöchige Muskelkater endlich vorbei war. Dabei war Laufen jahrzehntelang kein Thema für den Pharmazeuten. "Nach dem Abitur habe ich 25 Jahre lang keinen Sport gemacht. Mit 43 Jahren wog ich 100 Kilogramm. Dann wettete ich mit einem Freund, dass ich die 5,8-Kilometer-Strecke beim Helgoland-Marathon schaffe." Kellermann trainierte ein ganzes Jahr lang und gewann die Wette.

Das Lauffieber hatte ihn gepackt. Er machte Zehn-Kilometer-Läufe, den ersten Halbmarathon und mit 45 Jahren lief er seinen ersten Marathon. Im Jahr darauf folgten neun Marathons, ein Jahr später 25. Der 100. vor vier Jahren wurde gleich im Ziel mit Freunden und Familie gefeiert, Kellermann trat in den "100 Marathon Club" ein. Damals erreichte er seine Bestzeit: drei Stunden 32 Minuten.

Doch auf die Zeit komme es ihm schon lange nicht mehr an. "Mir geht es nicht um die Zeit. Ich gehe auch mal zwischendurch oder halte einen Schwatz am Verpflegungsstand. Ich gehe dabei nie an meine Grenzen, sonst wäre es nicht möglich, 25 Marathons im Jahr zu laufen. Natürlich ist es eine Anstrengung, aber man kann auch zehn Stunden spazieren gehen."

Sein Arzt bescheinigte ihm optimale Blutwerte. Abbrechen musste er bisher nur zweimal: Einmal wegen eines Muskelfaserrisses und einmal bei minus 15 Grad, als selbst die Cola einfror. "Aufgeben kommt ansonsten aber nicht infrage." Sein letzter Marathon war übrigens am vergangenen Sonntag in Heidmoor. Im Durchschnitt läuft Kellermann alle zwei Wochen einen Marathon, zwischen viereinhalb und fünfeinhalb Stunden braucht er für die 42,195 Kilometer. Das Training zwischendurch beschränkt sich auf ein, zwei Läufe pro Woche über den Burgberg oder durch die Lohe.

Der Jahresurlaub mit seiner Frau wird danach ausgesucht, wo man laufen kann. "In einem dreiwöchigen Urlaub muss mindestens ein Marathon drin sein", so der 55-Jährige. Sogar die Silberhochzeitsreise führte zu einem Marathon in die USA. Die Familie steht hinter ihm und seiner ungewöhnlichen Sammelleidenschaft. Und wenn seine Frau und die drei Kinder nicht an der Strecke stehen, ist ihr Glücksbringer beim Lauf dabei: Ein Mainzelmännchen, das seit dem ersten Marathon an die Laufschuhe geschnürt wird. Wie oft der kleine Glücksbringer mit der Zipfelmütze den Wentorfer noch begleitet? "Ich möchte in diesem Jahr noch meinen 200. Marathon schaffen, und dann muss man sehen."