Kanalreinigung: Reinbeker Rohrservice muss Düker nach drei Jahren schon wieder freispülen

TV-Inspekteur Christian Müller blickt auf zwei Bildschirme. Sie zeigen Aufnahmen vom Inneren eines Abwasserrohres, die von einer Spezialkamera aufgenommen wurden. Die Diagnose des Bauleiters ist eindeutig: Der "Infarkt" des Dükers steht kurz bevor. Dicke Fettschichten klumpen an den Innenwänden des Sieles, durch das Abwasser aus 4600 Reinbeker Haushalten und zuzüglich aus Gewerbebetrieben Richtung Bergedorf fließt. Die Ablagerungen haben das Rohr schon fast zur Hälfte verstopft.

In diesem Fall gibt es für das Team vom Reinbeker Rohrservice nur eine wirksame Behandlungsmethode: die Grundreinigung. Seit vier Tagen sind Müller und sein Kollege Raimond Kammin im Einsatz. Damit die an der tiefsten Stelle an das Schmutzwasserrohr kommen, wurden 240 Meter mit Schiebern vom Netz getrennt. Das Schmutzwasser läuft während der Reinigung über einen "Bypass", ein zweites Rohr, das Rückstaus vermeiden soll.

3,3 Millionen Kubikmeter fließen im Jahr durch

Am Weg zwischen Hinschendorf und Lohbrügge kniet Kammin über einem offenen Schacht, aus dem es unangenehm riecht. "Sehen sie da unten die Brühe?", fragt er und stochert in etwa zwei Meter Tiefe mit einer Stange in dem nach oben geöffneten Rohr, das hier 500 Millimeter Durchmesser misst. Ein riesiger Fettblock löst sich in dem ekligen, breiigen Gemisch, das alles enthält, was Reinbeker in die Toiletten und den Ausguss kippen.

3,3 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser fließen hier pro Jahr durch, hat Thomas Link, Leiter des Stadtbetriebes Abwasser, errechnet. Das letzte Mal wurde das Siel vor drei Jahren gereinigt. Damals holten die Rohrreiniger 4,5 Tonnen Fett heraus.

"Die Leute schaffen es, alles Mögliche in den Abfluss zu werfen", wundert sich Kammin immer wieder, über das, was aus den Tiefen des Abwassersystems so zum Vorschein kommt. "Diesmal haben wir sogar eine Brille gefunden", sagt Müller. Tampons, Lappen, Feudel, Schmuck oder Zähne, alles dümpelt in dem stinkenden Cocktail.

"Wenn uns die Messstation anzeigt, dass nicht mehr genug Abwasser durchläuft, fangen wir an zu rotieren", sagt Link. Einen fünfstelligen Eurobetrag kostet die Grundreinigung den Gebührenzahler.

Noch bis Morgen sind der TV-Inspektionswagen und der riesige rote Wasseraufbereitungswagen der Firma am Radweg zwischen Hinschendorf und Lohbrügge im Einsatz, um 360 Liter Wasser pro Minute zu reinigen. Das Fett aus dem etwa 240 Meter langen Leitungsabschnitt wird mit einer Spezialdüse zerkleinert und danach abgesaugt. Die "Ausbeute" wird in Glüsingen entsorgt.

Link appelliert, Öl, Fett und andere Dinge, die nicht in den Ausguss gehören, über den Hausmüll zu entsorgen. "Frittieröl fülle ich zum Beispiel in Plastikflaschen und entsorge diese im Müll", so Link. Olivenöl aus einer Salatschüssel kann durch Haushaltspapier aufgesaugt, im Abfalleimer landen, statt die Rohre zu "verfetten".