Demo vorm Amtsgericht: Mutter hat Angst um Tochter - Richter: Kind hält sich rechtens beim Vater auf

"Wo ist meine Tochter?", stand auf einem der Plakate, die die kleine Gruppe um die 28-Jährige hochhielt. "Ich habe Angst, mein geschiedener Mann könnte meine Tochter in den Libanon entführen, aber niemand glaubt mir", sagte sie. Er habe schon einmal versucht, sie nach einem Urlaub dort zu behalten.

Während die Glinderin sich große Sorgen um die Tochter macht, die bisher bei ihr lebte, sehen das Jugendamt und das Familiengericht keine Gefahr: "Dafür gibt es keinen Anlass, das Kind hält sich zurzeit rechtens bei seinem Vater auf", sagt Familienrichter und Direktor des Amtsgerichtes Bernd Wrobel. Auch Gerald Wunderlich, Leiter des Jugendamtes Stormarn, hält die Angst für unbegründet. Der Vater sei in Hamburg verwurzelt. Seine neue Partnerin erwarte in Kürze ein Kind.

"Die Vorwürfe der Mutter sind weit hergeholt. Der Vater hat einen festen Wohnsitz", entkräftet auch Dr. Wolfram Velten, Fachanwalt für Familienrecht, den Verdacht einer möglichen Kindesentführung gegen seinen Mandanten.

Der seit der Scheidung schwelende Streit der Geschiedenen und Probleme mit dem Umgang sind noch mehr verhärtet, seit das Amtsgericht das gemeinsame Sorgerecht zu Ungunsten der Mutter in Teilen auf den Vater übertragen hat. Er hat jetzt das alleinige Aufenthaltbestimmungsrecht. Der Jugendamtsleiter bedauert, dass der Streit zwischen den geschiedenen Eltern so eskaliert ist. "Wir vermeiden es, soweit es geht, in das Sorgerecht einzugreifen, weil das immer schlechte Auswirkungen und Kränkungen nach sich zieht", versichert Wunderlich. Nur in etwa 20 bis 25 Fällen pro Jahr sei das nötig. In diesem Fall hätte es vermieden werden können, wenn die Mutter mehr mit dem Jugendamt kooperiert hätte. Aufhänger für den neuen Streit, der jetzt vor Gericht geklärt werden muss, waren Bedenken des Jugendamtes, dass das Mädchen in diesem Jahr eingeschult werden kann.

"Ich habe alles gemacht, was das Jugendamt verlangt hat", beteuert die Mutter. Es ging um Anträge für Untersuchungen zur Schulreife und für einen Kita-Platz, die sie unterzeichnen sollte. In der verfahrenen Situation, wie es mit der Betreuung des Kindes jetzt weitergeht, wird morgen auch die Sechsjährige vom Gericht angehört.

Zum Glück gebe es immer noch mehr Paare, die zum Wohle des Kindes an einem Strang ziehen, so Wunderlich. Gehen die Eltern schlecht miteinander um, habe das immer Auswirkungen auf die Kinder. Das koste Entwicklungskraft. Wenn die Elternbeziehung beendet ist, bleibe für beide unabhängig von Kränkungen die Elternverantwortung.