Tierheim: Auch ältere Tiere haben eine Chance verdient - sie sind entspannt

Rechts und links von ihr sind Wellensittiche, Meerschweinchen und andere Katzen untergebracht. Vor ihren Artgenossen legt sich Lola in den Sand und leckt sich genüsslich das Fell - als wolle sie zeigen: Schaut her, ich darf raus. Sie hat ein trauriges Privileg: Katzen über 15 Jahren dürfen nach draußen - auch Wohnungskatzen. "Es ist einfach unwahrscheinlich, dass wir sie in so hohem Alter noch vermitteln", sagt Karen Schönbrodt, Chefin des Tierheims am Senefelder Ring. Fundkatze Lola ist 16 Jahre alt, hat Herzprobleme, leidet unter Arthrose und wurde schon oft totgesagt. Im Tierheim lebte sie richtig auf. Sie braucht schon lange keine Schmerztabletten mehr. Und die Arthrose ist auch nicht schlimmer geworden.

Es sind vor allem alte Tiere wie Lola, die im Tierheim landen. Ihre Besitzer sind gestorben oder müssen ins Altersheim, um Katze oder Hund will sich meist niemand kümmern. Von den insgesamt 55 Katzen im Tierheim sind zehn über zehn Jahre alt.

Auch vier betagte Hunde warten auf neue Besitzer. Unter ihnen sind die Mischlinge Poker und Tommy, elf und 13 Jahre alt. Ihre Besitzerin ist gestorben, der hinterbliebene Ehemann kann sich nicht um beide kümmern. "Doch die Hunde sollen zusammen bleiben", sagt Karen Schönbrodt, und verspricht: "Sie sind fit wie Welpen."

Immer wieder stellt sie fest: Die meisten Menschen, die ins Tierheim kommen, um sich einen Hund auszusuchen, wollen am liebsten einen Welpen - möglichst süß und möglichst verspielt. Alte Tiere werden von den Besuchern übersehen. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand, so die Tierheimchefin. "Ältere Hunde haben einen gefestigten Charakter. Man weiß, ob sie kinderlieb sind und ob sie einen Jagdtrieb haben. Sie sind stubenrein. Und sie haben einfach eine souveräne Art, das Leben zu nehmen. Alte Tiere strahlen eine gewissen Weisheit und Entspannung aus. Da geht mir persönlich noch mehr das Herz auf, als bei niedlichen Welpen."

Das könnte einem auch bei Podenco-Mix Angie passieren. Die elfjährige Hündin hat schon eine ergraute Schnauze und zauseliges Fell, aber ein freundliches Wesen. "Einen alten Hund aus dem Tierheim nehmen - damit tut man wirklich etwas Gutes. Denn nichts ist schlimmer, als im Tierheim zu sterben." Angie und ihre Artgenossen sind auf Pflegeplätzen untergebracht, bis das neue Hundehaus samt Auslaufgelände fertig ist. Doch es gibt noch viel zu tun, sagt Schönbrodt. "Wir müssen noch einen Durchbruch nach draußen machen und innen vier Zimmer einrichten." Gegenüber sollen eine Hundewiese und ein Trainingsplatz entstehen. Doch es geht nur langsam voran: "Uns fehlen freiwillige Handwerker, rüstige Rentner. Es müssen ja keine Profis sein. Jeder, der einen Nagel in die Wand schlagen kann, ist willkommen."