Reinbek (bz). Am Krankenhaus St. Adolf-Stift regt sich Unmut über die derzeitige Gesundheitspolitik.

Am Freitag hat zwar der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, nach dem es eine Teilerhöhung der Krankenhausfinanzierung geben soll. "Doch mit dieser Erhöhung so kurz vor der Bundestagswahl können wir gerade mal die Hälfte der Tarifsteigerung des Jahres auffangen. Die andere Hälfte der zusätzlichen Personalkosten sowie alle weiteren steigenden Kosten wie die für Strom und Heizung, Lebensmittel, medizinische Geräte und Versicherungen, müssen wir immer noch selbst erwirtschaften. Sie sind von der Politik im Budget für die Krankenhäuser schlichtweg nicht vorgesehen", sagt der Kaufmännische Direktor des St. Adolf-Stifts, Lothar Obst.

Er und seine Mitarbeiter unterstützen mit ihrem Protest die bundesweite Aktion "Wir alle sind das Krankenhaus", die von Kirchen, Gewerkschaften, Ärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung, Pflegeverbände und dem Verband der Krankenhausdirektoren getragen wird.

Es gehe im Kern um eine einzige Sache: Sind die deutsche Öffentlichkeit und die deutsche Politik bereit, Krankenschwestern und Pflegern, Röntgen- und Laborassistentinnen, Hebammen, Physiotherapeuten und Handwerkern in den rund 2000 Krankenhäusern genauso zu bezahlen wie alle anderen Arbeitnehmer in Deutschland auch. "Oder soll diesen Mitarbeitern ihre gerechte Lohnerhöhung vorenthalten werden, weil wir sie schlicht nicht gegenfinanzieren können?", fragt Obst.

Rund 60 bis 70 Prozent der Krankenhauskosten seien Personalkosten. "Krankenschwestern und Krankenpfleger, Labor- und Röntgenassistentinnen, Hebammen, Physiotherapeuten und Handwerker in den Krankenhäusern verdienen keine Reichtümer, sondern einfache Gehälter, oftmals unter denen der freien Wirtschaft", betont Obst.

Er bezeichnete es als den "größten sozialpolitischen Skandal in der Geschichte der Bundesrepublik", dass zwar alle das Krankenhauspersonal bemitleideten, weil diese so viel zu tun haben, aber niemand dafür sorgt, dass genau die gleichen ihre ganz normalen Gehälter bekommen können. Die beiden letzten Gehaltsrunden im öffentlichen Dienst sahen Steigerungen von 4,5 und 6,3 Prozent vor. Nur die Hälfte davon ging an die Krankenhäuser zur Bezahlung ihrer Mitarbeiter.