Bürgervorsteher: Lothar R. Zug verabschiedet sich nach 46 Jahren aus der Kommunalpolitik

Nach 46 Jahren verabschiedet sich der 84-Jährige in den politischen Ruhestand. Eine aufregende und emotionale Sache auch für einen Profi wie ihn. Mehr als die Hälfte seines Lebens hat er sich in der CDU für die Stadt und die Reinbeker eingesetzt. "Das muss mir erst mal jemand nachmachen", sagt der langjährige Geschäftsführer und Leiter des Personal- und Rechnungswesens großer Firmen selbstbewusst. Sein Motto: Wir machen keine Parteipolitik, sondern Politik für Reinbek.

Lothar R. Zug kennt Reinbek noch aus Zeiten, als es ein charmantes und vor allem ruhiges Dorf war. Nach Kriegsende war er ohne Familie aus dem damaligen Oberschlesien nach Reinbek gekommen. Die Schwestern der Kongregation von der Heiligen Elisabeth nahmen sich des damals ausgehungerten Lehrlings an. Der Beginn einer Verbundenheit, die bis heute währt.

Zur Politik kam der Katholik durch permanente Besserwisserei, wie er selbst zugibt. "Irgendwann sagten Freunde zur mir: Mecker nicht nur, sondern mach mit!" Ein Appell mit Folgen. Denn obwohl der junge Mann damals hoffte, bei der Kommunalwahl gar nicht erst gewählt zu werden, schaffte er es nach einer kurzen Zeit als bürgerliches Mitglied bei der nächsten Wahl in die Stadtverordnetenversammlung. Es folgt eine Liste von Ämtern, die ihresgleichen sucht. Zug wird Mitglied in zahlreichen Ausschüssen, Fraktionsvorsitzender der CDU, Stadtrat (stellvertretender Bürgermeister), zuletzt Bürgervorsteher, also Chef der Stadtverordnetenversammlung. Sein Engagement fällt auf und wird anerkannt. Er bekommt die Freiherr-vom-Stein-Gedenkmedaille, die Deutsche Feuerwehrmedaille, das Verdienstkreuz am Bande, die Silberne und Goldene Wappennadel der Stadt, ist Ehrenbürger Reinbeks. Letzteres eine Würdigung, die auch seinem langjährigen, politischen Weggefährten und Freund Helmut Schomann posthum zuteil wurde.

"Wir waren in Reinbek nur der schwarze und der rote Bruder", erinnert sich Zug mit warmen Worten. Obwohl Schomann in der SPD engagiert war, habe man sich prächtig verstanden. "Bei wichtigen Entscheidungen mussten wir uns nur zuzwinkern und wussten, wie der andere abstimmen würde."

In 46 Jahren hat er sich immer bei den Menschen blicken lassen, wie er sagt. Ein Ohr für die Anliegen der Bürger gehabt, jedoch niemals etwas versprochen. "Ich werde gucken, was ich für Sie tun kann", war sein Standardsatz. Und das tat er dann auch. Das Freizeitbad, das Rathaus, der Klostermarkt - all das sind Projekte, die zu seiner Zeit auf den Weg gebracht wurden. Besonders am Herzen lag Zug die Rettung des Krankenhauses, dessen Standort einst in Gefahr war.

Politischen Debatten hat er oft mit seinem trockenen Humor Leben eingehaucht. "Mir hat man nachgesagt, dass ich ein Toupet trage. Selbst im Hallenbad wurde ich darauf angesprochen", berichtet der 84-Jährige vergnügt. Seine Antwort im kühlen Nass: "Ich tauche jetzt mal ab, dann werden sie schon sehen, dass keine Perücke an der Oberfläche schwimmt." Abtauchen wird das politische Urgestein nun nicht. Nach einer Besinnungspause im Kloster wird er als bürgerliches Mitglied im Feuerwehrausschuss sitzen - so ganz geht man ja nie.