Friedrichsruh (voe). Ein bisschen sorgenvoll schaute Grantley Marshall von der “American Drama Group Europe“ schon in den Himmel, als er am Eingang des Schlossparks die Besucher der Open-Air-Aufführung begrüßte.

Würden seine Kollegen vom "TNT theatre Britain" erneut im Regen stehen? Nein, diesmal nicht. Und obwohl kurz nach der Pause ein paar Tröpfchen den Regenschauer in der Nacht ankündigten, blieb es während der gesamten Aufführung warm und trocken. Unter der Gesamtleitung von Paul Stebbings bekamen die knapp 80 Zuschauer eine moderne Fassung von William Shakespeares "Taming of the Shrew" ("Der Widerspenstigen Zähmung") zu sehen.

Kein leichtes Englisch, stammten viele Formulierungen doch aus der Uraufführung aus dem Jahr 1596. Doch die Komödie um den Kampf der Geschlechter, basierend auf der These, dass man sich Liebe auch "verdienen" muss, wurde unter der Regie von Paul Stebbings mächtig modernisiert. So war schon etwa der Sly (Alan Mirren) in der Eingangsszene kein Kesselflicker. Er entpuppte sich vielmehr als ein schlichter, grobmaschiger Schotte in einem englischen Fußball-Shirt. In der "Shakespeare Tavern" hatte er mal wieder einen über den Durst getrunken. Während er den Gassenhauer "I'm Gonna Be" von den Proclaimers sang und behauptete, das sei die schottische Nationalhymne, suchte er seine Ehefrau. Doch der Alkoholpegel versetzte ihn schließlich ins Reich der Träume. Dort "zähmte" er als Petruchio seine Katharina (Stacey Devonport).

"Wir haben nicht alles verstanden, aber man kann ja ahnen, um was es geht", antworteten Georg Scheidel aus Buxtehude und Heike Carstensen aus Elmshorn auf die Frage, warum man sich ein rund zweistündiges Theaterstück in Englisch antut. Im Publikum waren auch viele Schüler des Gymnasiums Norderstedt. Sie hatten das Stück im Unterricht gelesen. Wie die Mehrheit der Zuschauer zeigten sie sich begeistert. Auch wegen der Interaktion der Akteure mit dem Publikum: Es wurde ein reiferer Zuschauer auf die Bühne gezogen und als "blühende Jungfrau" präsentiert. Auch Gastgeberin Elisabeth Fürstin von Bismarck lobte die Leistung.