Demonstration: Mehr als 500 Menschen protestieren in Glinde und Oststeinbek gegen Rechts

Zu der Protestaktion unter dem Motto "Glinde neu einkleiden - Naziläden dicht machen" hatte das Hamburger "Jugendbündnis - Keine Zukunft für Nazis" aufgerufen. Laut Polizei, die mit 250 Beamten die Demonstration begleitete, liefen 500 Teilnehmer mit, laut Veranstalter waren es 900.

"Wir wollen unsere Solidarität mit der Bürgerinitiative 'Runder Tisch - Glinde gegen Rechts' ausdrücken, die sich nun schon so lange gegen den Neonazi-Laden 'Tønsberg' wehrt", sagte Bündnis-Sprecher Paul Neumann. "Auch wir Hamburger haben Erfahrungen mit Läden, die die Marke 'Thor Steinar' verkaufen."

Im Jahr 2008 habe das Geschäft "Brevik" in der Hamburger Innenstadt nach massiven Protesten schließen müssen. "Wir wissen, dass solche Läden vor allem als Treffpunkte der rechten Szene dienen", so Neumann weiter. "Mit der Demonstration wollen wir den Glinder Laden auch für Hamburg thematisieren." Noch nie habe man so viele Hamburger, die zum Teil gar nicht wussten, wo Glinde liegt, für eine Demo im Kreis Stormarn mobilisieren können. Mit dabei waren unter anderem auch Vertreter des bürgerlichen Bündnisses "Netzwerk Südheide" aus Niedersachsen sowie Mitarbeiter des Jugendzentrums "Café Flop" aus Bergedorf.

Der Protestzug hatte sich gegen 15 Uhr an der U-Bahn-Station Steinfurther Allee nach einer Gedenkminute für Clément Méric in Bewegung gesetzt. Der 18 Jahre alte Student und bekennender Antifaschist war am vergangenen Mittwoch bei einer Auseinandersetzung zwischen Linken und Rechten in Paris ums Leben gekommen.

In Oststeinbek legten die Demonstranten einen ersten Zwischenstopp für eine Kundgebung in Höhe des Rathauses ein und forderten Passanten auf, mitzugehen. Frauke Gerhold (73) ließ sich das nicht zweimal sagen: "Es ist wichtig, dass man gegen Neonazis Stellung bezieht. Ich freue mich, dass gerade junge Leute das tun", sagte sie und reihte sich ein. Auch Anwohner fühlten sich durch die Demonstration, die zeitweilige Sperrung der Möllner Straße und das mächtige Polizeiaufgebot nicht gestört. "Wenn es friedlich bleibt, find' ich die Aktion einfach nur prima", sagte beispielsweise Silvia Boldt.

In Glinde stoppte der Zug zunächst vor dem "Tønsberg"-Geschäft, das seit September 2011 die in der rechten Szene beliebte Marke Thor Steinar verkauft. Die Polizei hatte den Parkplatz vor dem Laden weiträumig abgesperrt. Das Geschäft war geschlossen, die Rollläden waren heruntergelassen.

Während viele Demonstranten mit Kreide Slogans wie "No Nazis!" auf die Straße schrieben, bedankte sich Hans-Jürgen Preuß von der Bürgerinitiative "Glinde gegen Rechts" für die Unterstützung: "Super, dass ihr so zahlreich hier erschienen seid." Dies sei nun schon die 525. Mahnwache. Unter großem Beifall bekräftigte er: "Und wir machen weiter, bis dieser Laden wieder weg ist!"

Auf dem Weg zum Glinder Markt pöbelten einige Passanten die Teilnehmer an. Da aber die Demo-Leitung vom Lautsprecherwagen aus immer wieder dazu aufforderte, sich nicht provozieren zu lassen, blieb alles friedlich. Auch Polizeisprecher Holger Meier zeigte sich zufrieden: "Es ist so entspannt, wie wir erwartet haben." Auf einer Bühne auf dem Glinder Markt spielten schließlich die Gruppen "Liedfett", "Herrenmagazin" und "Janina rockt".