Kinder sollen im Norden Urlaub machen

Als er im Fernsehen gesehen hatte, wie die Mädchen und Jungen unter den Wassermassen der großen Flut in ihrer Heimat litten, zog er spontan in Wentorf von Haustür zu Haustür und sammelte Puppen und Teddys. Die Resonanz war überwältigend. Konstantin und sein Vater Harald Wende schafften es mit ihrem Engagement sogar ins Fernsehen zur ZDF-Spendengala. Jetzt möchte die Familie wieder helfen - allerdings Kindern in Deutschland, die vom Hochwasser betroffen sind.

"Wir möchten die Kinder nach Norddeutschland einladen", erklärt Harald Wende. An die 200 bis 300 Mädchen und Jungen sollen sich im Norden von der Katastrophe in ihrer Heimat erholen. "Wir bieten ihnen Licht, Sonne und Liebe", sagt der 63-Jährige, der derzeit zahlreiche Telefonate führt und E-Mails schreibt, um seine Idee schnell realisieren zu können.

Mails an Passaus Bürgermeister Jürgen Dupper sind ebenso verschickt wie die an die Organisatoren des evangelischen Kirchentags. Dessen Motto "Soviel du brauchst" hat den Steuerberater auf ganzer Linie überzeugt. Zudem wisse das Kirchentags-Team, wie man möglichst schnell sehr viele Betten bei freundlichen Gastfamilien organisieren kann. Wende denkt beispielsweise auch an freie Zimmer von Studenten im Elternhaus, die während des Semesters leer stehen. Aus der Zeitung und aus dem Fernsehen weiß er, dass die Kinder in vielen Regionen nicht zur Schule gehen können.

Christine Fuchs, Pressesprecherin der Passauer Stadtverwaltung, bestätigt dies auf Anfrage unserer Zeitung. "Bis einschließlich Freitag geht gar nichts, in der kommenden Wochen schauen wir weiter", sagt sie. Das gesamte Rathaus sei in den vergangenen Tagen nicht begehbar gewesen, die Büros der Mitarbeiter sind wegen des Hochwassers ausgelagert. Unter anderem deshalb sei es schwer zu sagen, wie viele Kinder betroffen sind, ihre Wohnungen verlassen mussten und in Notunterkünften leben.

An die 2000 Menschen täglich versorgt das Bayerische Rote Kreuz. "Wir haben immer wieder Familien, denen wir helfen müssen, die meisten können wir bei Verwandten unterbringen", sagt Horst Kurzböck, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes in Passau. Die Idee, Kinder nach Norddeutschland zu holen, erweitert er um den Vorschlag, möglicherweise ganze Familien einzuladen. Derzeit seien sowohl die Eltern als auch die Kinder damit beschäftigt, ihr Hab und Gut zu sichern, die Wohnungen zu entschlammen und zu säubern. Arbeiten, die körperlich und seelisch Kraft kosten.

Deshalb sagt Harald Wende: "Man muss helfen, man muss was tun."