Reinbek. Damit hatten Petra Reinhold, Anna Rehm und etwa 20 weitere Eltern nicht gerechnet. Nachdem sie im Sozial- und Schulausschuss für einen zweiten Naturkindergarten in Reinbek geworben hatten, schlug den beiden Vorsitzenden der Initiative eine wahre Sympathiewelle entgegen.

Mitglieder aller Fraktion wetteiferten darum, sich als "Naturburschen" zu präsentieren, auch ihren Enkeln und Kindern zu ermöglichen, die Natur in der Stadt zu erobern. Einstimmig wurde die Einrichtung eines zweiten Waldkindergartens in Reinbek bewilligt.

Die zweite Überraschung: Neben dem Zuschuss in Höhe von etwa 35 000 Euro pro Jahr stellten die Politiker auch die Finanzierung des Bauwagens in Aussicht. Der Anlaufpunkt für die künftigen Waldkinder soll erst einmal im Krabbenkamp stationiert werden. Gespräche mit der Bismarckschen Forstverwaltung für einen festen Standort ab August laufen.

Ob es nun dem einsetzenden Kommunalwahlkampf oder dem großen Interesse an mehr freien Bewegungsmöglichkeiten für Kinder in der Stadt zu verdanken ist, das Konzept beflügelte auf jeden Fall die Stimmung im Ausschuss. Der Vorsitzende Tomas Unglaube bat die Fraktionen zwischenzeitlich scherzhaft darum, keine weiteren "Werbeblöcke für Wald-Kitas zu schalten" und erst einmal die Sachlage zu erörtern.

Seit Anfang des Jahres wirbt die Initiative um Nachwuchs für den ersten Reinbeker Waldkindergarten im Vorwerksbusch. "Wir haben zwar im Vorfeld Lobby-Arbeit geleistet, aber mit so viel Zuspruch haben wir nicht gerechnet", sagte Petra Reinhold überrascht. Ihre beiden Jungs haben gute Erfahrungen in der Wald-Kita gemacht, erläuterte sie dem Gremium. "Es war wichtig, dass sie die Möglichkeiten hatten, auch in der Stadt auf die größten Bäume zu klettern." Das möchte sie auch ihrem jüngsten Kind ermöglichen.

Im Waldkindergarten Vorwerksbusch gebe es keine Kapazitäten mehr. Nur drei Kinder können für das neue Kindergartenjahr aufgenommen werden. Insgesamt toben hier 15 Drei- bis Sechsjährige unter freiem Himmel, zwölf weitere Wichtel unter drei Jahren in einer Spielgruppe. "Die Nachfrage ist groß. Vor allem, weil es für Kinder immer weniger Bewegungsmöglichkeiten und Freiräume gibt", sagte Anna Rehm.

Jetzt können weitere 15 Kinder Reinbeks Natur von 8 bis 13 Uhr unter der Leitung der Pädagogin Diana Weihrauch erobern. Ein Platz wird die Eltern etwa 180 Euro im Monat kosten. Getragen und verwaltet wird der neue Naturkindergarten ehrenamtlich von der Initiative. 13 Kinder stehen bereits auf der Anmeldeliste. Zwei Plätze für Drei- bis Sechsjährige sind noch zu vergeben. Für Nachfragen ist Petra Reinhold unter Telefon (040) 72 81 37 22 zu erreichen.

Die Eltern hatten der Politik sogar angeboten, die Finanzierung des Bauwagens aus eigenen Kräften zu organisieren. 7000 Euro sind als Spenden eingegangen. Die könnten jetzt in die Einrichtung und Erstausstattung fließen. Denn aus Gründen der Gleichbehandlung gegenüber anderen Betreuungseinrichtungen, sei es geboten, den Eltern diese Aufgabe abzunehmen, so die Mehrheit des Ausschusses.