Aumühle (ru). Mit fünf Brötchensorten und drei verschiedenen Broten fing vor fünfzig Jahren in Aumühle alles an. “Wir haben Schnitt- und Mohnbrötchen und als süße Sorten Milch-, Rosinen- und Franzbrötchen verkauft. Dazu gab es Weizen-, Fein- und Schwarzbrot, Torten und Kuchen“, erinnert sich Lisa Baumgarten.

Zusammen hat sie mit ihrem Mann Gustav am 1. April 1962 die Bäckerei Baumgarten an der Großen Straße in Aumühle eröffnet. Das 50-jährige Jubiläum des Traditionsunternehmens wird an diesem Wochenende groß gefeiert.

Die Bäckerei Baumgarten ist ein echtes Familienunternehmen, in dem auf Qualität und Handarbeit viel Wert gelegt wird. Seit fünf Jahrzehnten werden hier täglich 23 unterschiedliche Brote und 23 Brötchensorten gebacken und die Konditoren formen kleine Kunstwerke aus Marzipan und Zuckerguss. An die Anfangsjahre erinnert heute aber nicht mehr viel. Die Backstube ist mit einem modernen Maschinenpark ausgestattet. Trotzdem wird aber noch viel in Handarbeit gefertigt.

Wer morgens um 10.30 Uhr einen Blick in die Backstube wirft, kann genau das beobachten. Bäckermeister Mark Fischer und Bäckergeselle Marco Peters stehen am Schneidetisch. Sie haben die Maschine mit vorbereitetem Teig für Kopenhagener gefüllt. Er wird jetzt gewalzt und von einer Guillotine in elf Mal elf Zentimeter große Quadrate geschnitten. Jetzt beginnt die Handarbeit für die Bäcker. Die Teigquadrate werden mit Eiweiß eingepinselt und anschließend von Hand in die typische Form der Kopenhagener gefaltet. Dann wandern sie über Nacht in die Kühlkammer. Das Befüllen mit Marzipan und Vanillefüllung übernimmt am nächsten Tag eine Maschine, die Früchte werden wieder in Handarbeit aufgelegt, bevor das köstliche Gebäck in den großen Ofen wandert.

Während die Bäcker mit den Kopenhagenern beschäftigt sind, steht Dirk Baumgarten (45) am Nachbartisch. Der Chef knetet 14 sogenannte Pressen kräftig von Hand durch. Die großen Hefeteigballen sollen sich in die beliebten Berliner verwandeln. Eine Maschine schneidet jede Presse in 30 Stücke, dann ist wieder Handarbeit gefragt. Die Leckerbissen werden in heißem Fett gebacken, von Hand mit Marmelade gefüllt und anschließend entweder in Zucker gewälzt oder in Zuckerguss getaucht.

"Die Maschinen entlasten uns enorm", sagt Dirk Baumgarten. Nach dem Tod seines Vaters führt er den Betrieb seit 2005 gemeinsam mit seiner Frau Melanie , unterstützt von seiner Mutter Lisa Baumgarten. Und die nächste Generation steht schon bereit. Baumgartens Sohn Felix (18) kann sich vorstellen, die Familientradition fortzuführen.

Im Laufe der Jahre wurde die Bäckerei mehrfach um- und ausgebaut. Die Produktionsfläche umfasst heute 400 Quadratmeter, das Team ist auf 25 Mitarbeiter gewachsen. "In den Anfangsjahren stand in der Backstube noch ein Ofen, der mit Holz befeuert wurde", erinnert sich die Seniorchefin. Abends musste angefeuert werden, damit in der Nacht gebacken werden konnte. In einer Schublade verwahrt Baumgarten ein altes Rezeptbuch. Hier hat sein Vater handschriftlich notiert, wie Anisplätzchen und Amerikaner hergestellt werden. Im Jubiläumsjahr wird die Familie im Mai zusätzlich zu Filialen Aumühle, Reinbek und Boberg einen Laden in Reinbek am Schmiedesberg eröffnen.