Reinbek. Bis sich der Vorhang für die neuen Stücke hebt, werden noch einige Monate ins Land gehen. Doch Reinbeks Kulturchef Bernd M. Kraske hat bereits seine Kontakte genutzt und ein anspruchsvolles Programm für die Bühne im Sachsenwald-Forum gebucht, das er jetzt im Kulturausschuss vorgelegt hat.

Die Spielzeit 2012/2013 ist die letzte, die seinen Stempel trägt. Im Dezember des kommenden Jahres geht Reinbeks langjähriger Theaterchef in den Ruhestand.

Die Aufführung eines Klassikers, Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena", fällt am 19. Oktober noch in seine Amtszeit. 115 000 Euro hat er auf der jüngsten Theatermesse ausgegeben, um Theaterfans in Reinbek und Umgebung in das Sachsenwald-Forum zu locken. Das sind 500 Euro weniger als für die laufende Spielzeit. Allerdings, so Kraske, beruhten die Kostenrechnungen auf Gagen. Die Gebühren für die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) stünden zum Beispiel noch nicht fest. "Ein Spielraum von zusätzlich etwa 2000 Euro ist deshalb noch drin", schätzt er.

Doch Kosten stehen nicht nur im Vordergrund, wenn sich der Literaturwissenschaftler auf die Suche nach Tournee-, Landes- und freien Bühnen macht. Neben dem Wunsch der Politik, die Ausgaben gering zu halten, muss er auch den Anspruch der Abonnenten im Auge haben und neue Zielgruppen ansprechen. Reinbeks Kulturzentrum bietet in vier Häusern Veranstaltungen, vom Konzert über Kleinkunst bis zu Puppenspielen.

Einer Aufführung blickt Kraske mit besonderer Spannung entgegen. Nach zwei Anläufen ist es ihm in diesem Jahr gelungen, "Verbrennungen" von Wajdi Mouawad auf Reinbeks Bühne (15. März) zu holen. Die Inszenierung des Euro-Studios Landgraf wurde mit dem ersten Preis der Inthega (Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen) für die beste Inszenierung der Spielzeit 2010/2011 ausgezeichnet. "Das Stück, das einem die Sprache verschlägt", so Kraske, wurde 2003 in Montreal uraufgeführt. Die deutsche Erstaufführung war 2006. Bei aller Dramatik und Schrecklichkeit der Geschichte, die den Ödipuskonflikt in ein modernes Bürgerkriegszenario überträgt, werden durch die poetische Sprache und eine positive Hoffnungsperspektive aufgehoben. "Niemand wird in diesem Stück allein gelassen", verspricht Kraske. Er habe noch nie so viele Menschen im Publikum weinen sehen, wie in diesem berührenden Stück. Auch John Steinbecks "Jenseits von Eden" verspricht ein Höhepunkt der Theatersaison zu werden, kündigt der Experte an. Die Aufführung (4. Dezember) wird Kraske vermutlich schon als Gast im Theater verfolgen.

Dass er sich ganz vom Theaterleben in Reinbek abnabelt, ist schwer vorstellbar und so hat er der Politik auch schon signalisiert, dass er noch eine weitere Spielzeit einkaufen würde, wenn es keinen Nachfolger gäbe. Damit der Kulturbetrieb langfristig gesichert ist, wäre ein Nachfolger das Vernünftigste, meint Kraske und hofft, dass sich die Politik bei der anstehenden Neuorganisation des Kulturbetriebes für dieses Modell entscheidet. Auf jeden Fall aber würde er einen Nachfolger in die Theaterszene einführen und auf die Theatermesse im September begleiten.