Reinbek (sho). Ob ein Mensch Hilfe braucht, erkennt Holger Schumann meist schon auf den ersten Blick. Berufserfahrung sozusagen, denn der 61-jährige Reinbeker war lange Jahre Streifen-Polizist in Lohbrügge.

Auf Menschen zuzugehen, sie anzusprechen und ihnen gegebenenfalls auch Hilfe anzubieten, liegt ihm im Blut. Von dieser Fähigkeit profitieren jetzt auch Patienten und Besucher des Krankenhauses St. Adolf-Stift. Denn Schumann ist Patienten-Lotse, eine Funktion, die er selbst angeregt hat.

Im Foyer des Krankenhauses ist er Ansprechpartner für all jene, die ein wenig Unterstützung brauchen, um sich im großen Krankenhaus zurechtzufinden. Auch wenn alles hervorragend ausgeschildert ist, sind viele orientierungslos. Angst vor der Behandlung oder Sorge um Angehörige setzen sie unter Stress. "Ich selbst habe es schon erlebt, wie schön es ist, wenn man in Ausnahmesituationen Hilfe bekommt. Das Rund-um-Sorglos-Paket sozusagen", sagt Schumann.

Der Reinbeker, der ehrenamtlich beim Freiwilligen Krankenhausdienst (FKD) arbeitet, steht nun jeden Dienstag- und Donnerstagmorgen von 7 bis 10 Uhr für Fragen zur Verfügung. Gern bringt er Patienten auch direkt auf die Station.

Martin Klein, Pflegedirektor des Krankenhauses, freut sich über das neue Engagement. "Mir schwebte schon länger ein solches Projekt vor. Wichtig ist jedoch, dass die Ehrenamtlichen Frühaufsteher sind und gern bereits um 7 Uhr hier sein können, denn dann kommen die ersten einbestellten Patienten ins Haus." Klein fände es optimal, wenn langfristig an jedem Morgen Lotsen im Foyer stünden und einen persönlichen Erstkontakt anbieten würden.

Die Reaktionen auf Holger Schumann, der stets ein grünes Polohemd trägt, sind unterschiedlich. Von einem freudigen Lächeln, dass man ungefragt Hilfe bekommt, bis hin zu einem verwirrten "Sammeln Sie Spenden" oder "Wollen Sie etwas verkaufen" ist alles dabei. Schumann nimmt es gelassen: "Der Dienst muss sich erst noch rumsprechen, und wir haben gleich das Schild vergrößert, auf dem 'Lotsendienst' steht." Mehrere Personen haben sich im Nachhinein bei Holger Schumann bedankt mit Worten wie: "Ich habe den Weg gut gefunden, danke, dass Sie da waren!"

Damit Holger Schumann so gut Auskunft geben kann, hat er mehrere Hausführungen bekommen - von der Leiterin des Freiwilligen Krankenhausdienstes, Barbara Zeggel, und auch von Pflegedirektor Klein. Und er wurde über die aktuellen Umbaumaßnahmen informiert. Warum er zweimal freiwillig in der Woche so früh aufsteht, darauf hat Schumann eine einfache Antwort: "Mir ist es im Leben gut gegangen, da möchte ich auch was zurückgeben!"

Wer Holger Schumann unterstützen möchte, sollte Einfühlungsvermögen mitbringen und offen und gern auf Menschen zugehen. Interessenten können ihre Kontaktdaten an der Pforte des Krankenhauses hinterlassen, Telefon (040) 728 00. Barbara Zeggel ruft zeitnah zurück.