Reinbek (amü). 40 Jahre Ehrenamt breiten sich auf dem Esstisch von Friedel Alwardt aus. Ebenso viele Berichtshefte hat sie gefüllt mit unzähligen Zeichen, die Reinbeks Wetterlage dokumentieren.

Jeden Tag Punkt 7.30 Uhr ist die jetzt 90-Jährige bei Wind und Wetter in den Garten gegangen, um die Niederschlagsmenge zu messen. Mehr als 100 Bezeichnungen von Schnee kennt sie und blättert noch gern in den Heften, von denen sich Reinbeks Wetterfee jetzt schweren Herzens trennen muss. "Am liebsten würde ich sie behalten", gesteht sie. Als älteste ehrenamtliche Beobachterin der regionalen Messnetzgruppe Hamburg hat sie nach ihrem 40-jährigen Dienstjubiläum aus Altersgründen ihr Amt abgegeben.

Gestern bedankte sich Joachim Horn vom Deutschen Wetterdienst für den Einsatz in jeder Wetterlage. Im Austausch für die Bücher, die jetzt im Archiv des Wetterdienstes aufbewahrt werden, brachte er eine hohe Auszeichnung mit. Für den langjährigen Beobachtungsdienst überbrachte er der Reinbekerin die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, verliehen vom Bundespräsidenten Christian Wulff.

Der Messbehälter im Gestell auf dem Rasen wird seit November nicht mehr täglich geleert. In den zurückliegenden vier Jahrzehnten hat Friedel Alwardt 15 000 Niederschlagsmengen akkurat verzeichnet. Für jede Niederschlagsart gibt es ein besonderes Zeichen. Das Schreiben der Berichte sei ein wenig wie Stenographieren. Am 1. November 1971 übernahm sie das Amt von ihrem Schwiegervater. "Als mein Mann und ich in das Haus einzogen, gehörte diese Aufgabe dazu", sagt sie. Pflichtbewusst notiert sie seitdem Niederschlagsmenge und -art, trägt sie sorgfältig in einen Monatsbericht sowie ins Jahrbuch ein. Die größte Niederschlagsmenge hat sie vor 15 Jahren gemessen. "Da sind 49 Millimeter in einer Viertelstunde in meinem Messröhrchen gewesen, das sind 49 Liter pro Quadratmeter. Das habe ich sofort telefonisch als Besonderheit an den Deutschen Wetterdienst gemeldet."

Auch in Zeiten modernster Technik - in Schleswig Holstein und Niedersachsen gibt es 113 Stationen, die Daten online übertragen - könne der Wetterdienst auf die Mitarbeit der Freiwilligen nicht verzichten. In Deutschland gebe es etwa 1800 ehrenamtlich betreute Stationen, sagte Horn.