Man muss nicht Angela Merkel oder Nikolas Sarkozy heißen, um den gebeutelten Griechen unter die Arme zu greifen. Anstatt nach Brüssel oder Athen zu reisen, geht's zum Griechen um die Ecke.

Der Laden ist rappelvoll, von Krise keine Spur. Das Tzatziki zergeht auf der Zunge, die Lammkotelettes sind butterweich, die großen Bohnen suchen sich ihr Plätzchen zwischen Tomatenreis und Olivenmus. Der Anisschnaps hat mittlerweile die Zunge gelockert, nach dem süßen Samos fühlen wir uns wie in Thessaloniki an einem warmen Augustabend, schunkeln mit anderen Gästen weinselig nach mediterranen Gitarrenklängen von links nach rechts. Europa kann so viel Spaß machen! Auch die Wirtin ist in Feierlaune, geradezu überwältigt von so viel Solidarität. Munter lässt sie mit ihren Gästen den Ouzo kreisen, stößt auch mit uns auf unsere neue Freundschaft an. Die Teller, die sie danach eifrig und in Schlangenlinien aus der Küche trägt, haben mittlerweile bedenkliche Schieflage. Beherzt verlässt der Koch sein Reich und trägt seine Leckereien selbst von Tisch zu Tisch. Die Griechen wissen eben: In schwierigen Lebenssituationen muss man zusammenhalten. Als wir uns am Ende unseres selbstlosen Hilfseinsatzes für die herzliche Gastfreundschaft mit ein paar Euro bedanken wollen, bricht unsere Wirtin in Tränen aus. "So viele Menschen kommen sonst nie", sagt sie und schluchzt - hin- und hergerissen zwischen Freude und Überforderung. Wir ahnen: Die Griechen sind es einfach nicht mehr gewöhnt, dass die Wirtschaft floriert. Darauf einen Ouzo!