Reinbek (kb). Akkurat hängen die Strickjacken, die Hosen, Kleider und Shirts nebeneinander. Amrik Minhas (58) hat seinen großen Stand mit Textilien am Rande des Wochenmarktes auf dem Täbyplatz aufgebaut.

Wenig später freuen sich die ersten älteren Damen über die Schnäppchen, die sie am frühen Morgen gemacht haben. Auch Inge Zacher und Marika Herrmann, Besuch aus Stuttgart, sind fündig geworden. "Für die gleiche Hose habe ich letzte Woche in Stuttgart zehn Euro mehr bezahlt. Eine sehr gute Qualität. Da habe ich meiner Freundin Mut gemacht, sie auch zu kaufen", sagt Herrmann. Flink stoppt ein Radler, begutachtet Fell-Hausschuhe auf einem breiten Tisch. Daniel Kube fischt ein Paar heraus und zahlt. Als junger Mann ist er in der Kundschaft eher die Ausnahme. "Unter meinen Kunden sind sehr viele Rentner. Ich kenne sie seit Jahren. Sie haben weniger Geld und werden bei mir gut bedient", unterstreicht Amrik Minhas. "Sie wissen, dass ich gute Ware zu günstigen Preisen habe."

Amrik Minhas kam vor 32 Jahren aus dem indischen Pandjab nach Hamburg. Er ist mittlerweile deutscher Staatsbürger und ihm liegt viel daran, dass seine Ware aus Europa stammt. Er kauft seine Jogginghosen, Tücher, Kleider, Röcke, Strickwaren und Mäntel - zumeist für Damen - im Großhandel und der bezieht hauptsächlich aus Italien und Frankreich. "Ramsch bringt nichts", unterstreicht der Textilhändler, der fast jeden Tag mit seiner Ware auf Märkten unterwegs ist. "Es ist egal, ob es friert, aber es muss trocken sein." Dann fährt er morgens in Hamburg um 6 Uhr Richtung Reinbek los. Eineinhalb Stunden braucht er, um seine Kleidungsstücke attraktiv und übersichtlich präsentieren zu können. Normalerweise unterstützt ihn seine Frau dabei, doch sonnabends fehlt die Kinderbetreuung und sie bleibt mit Tochter (9) und dem kleinen Vierjährigen zu Hause.

Die Kinder sprechen besser Deutsch als der Papa und verbessern ihn schon mal. Aber beim Fernsehen aus der Heimat via Satellit finden sich alle in der indischen Kultur wieder. Bollywood-Filme sind besonders beliebt. Ihm ist wichtig, dass er noch nie in Deutschland um Unterstützung nachgesucht hat und auch noch nie arbeitslos war. Allerdings sei es nicht leicht, weil die Kosten - von Steuern bis zur Krankenversicherung - die kleinen Selbstständigen schon sehr belasteten. Tauschen allerdings möchte er trotzdem mit niemandem.