Reinbek. Der Wecker klingelt bei Melanie Koss (31) um viertel vor sechs. Nach dem Aufstehen sitzt jeder Handgriff: Badezimmer, anziehen, Brote schmieren.

Nur mit straffer Planung schafft es die kaufmännische Angestellte aus Glinde, ihre Tochter Nora (8) um kurz nach sieben Uhr an der Grundschule Klosterbergen abzusetzen und um halb acht an ihrem Schreibtisch im Reinbeker Gewerbegebiet zu sitzen. Dass die alleinerziehende Mutter Kind und Karriere unter einen Hut bringt, hat sie vor allem dem Betreuungsverein der Grundschule zu verdanken. Denn der bietet seit mittlerweile 20 Jahren eine Betreuung vor der Schule von 7 bis 8 Uhr und eine nach dem Unterricht von 12 bis 17 Uhr an. An die 50 Kinder essen zudem auch mittags in der Schule. Die Betreuerinnen kochen frisch und selbst. Bis 2001 war die Betreuung an den Schulverein gekoppelt, 2001 wurde der Betreuungsverein gegründet.

"Als alleinerziehende Mutter bin ich total unflexibel. Ich muss mich auf Betreuungszeiten hundertprozentig verlassen können", sagt die 31-Jährige. Auch die Großeltern von Nora können bei Organisationsschwierigkeiten nicht spontan einspringen, sie leben 200 Kilometer entfernt.

Auch Sprechstundenhilfe Tatjana Dielmann (38) nutzt - wie mehr als 80 andere Eltern - das Angebot für ihre Tochter Jana Katharina (6). Die Erstklässlerin vertreibt sich mit ihren Schulkameradinnen vor der ersten Schulstunde die Zeit mit anderen Kindern. Puzzeln, Bilder malen oder Mikado - selbst im Morgengrauen sind die Kinder schon kreativ. Mulmig war ihrer Mutter dennoch, als sie ihr Nesthäkchen das erste Mal in der Betreuung abgegeben hatte und bei der Tochter Tränen flossen. "Mittlerweile hat sie sich eingewöhnt", sagt Tatjana Dielmann erleichtert. Die Anfangsphase hat auch maßgeblich Betreuerin Sabine Ossowski erleichtert. Die 52-Jährige gehört mit zum Gründungsteam des Betreuungsangebotes, das vor 20 Jahren von der damaligen Schulleiterin Adelheid Hennig ins Leben gerufen wurde. "Es gab für eine Schulbetreuung damals kaum Vorbilder", erinnert sich die heutige Schulleiterin Katrin Rabe. Ihre Vorgängerin reiste bis nach Hildesheim und Neumünster, um sich in den dortigen Schulen, die schon einen Schritt weiter waren, zu informieren.

"Die Mütter fingen damals erst an, wieder arbeiten zu wollen oder müssen. Heute ist das völlig normal", erklärt Sabine Ossowski. Bis zu 225 Euro lassen sich die Eltern die fachkundige Betreuung ihrer Kinder kosten.

"Ich bin einfach dankbar, dass ich meine Tochter in guten Händen weiß. Selbst wenn ich mich mal verspäte, bleibt Frau Ossowski gern auch mal ein bisschen länger", freut sich Mutter Melanie Koss (31). Gäbe es die Schulbetreuung nicht, könnte sie nicht arbeiten gehen.