Reinbek (gb). Sie gilt allgemein als “nervtötend“, als Inbegriff der Einfallslosigkeit bei Familienfeiern: die Blockflöte. Gleichzeitig ist sie eines der ältesten Musikinstrumente, von edlem und zartem Klang.

Wer das dritte und letzte Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals im ausverkauften Schloss erlebt hat, konnte, nein musste wohl umdenken. "Sagenhaft", war schon in der Pause zu hören.

Mit konzertanter Blockflötenmusik beeindruckte das Quartett "Flautando Köln" restlos, vier junge Flötistinnen, von denen jede auch jede Blockflöte spielt - von der Sopran- bis zur zwei Meter hohen Bassflöte. Bereits mit der eröffnenden "Gauklermusik" aus dem 14. Jahrhundert boten Katrin Krauß, Susanne Hochscheid, Kerstin de Witt und Ursula Thelen einen "fliegenden Wechsel" der Instrumente, intonierten einen Reigen von synkopenreichen, mitreißenden Tänzen.

Das 1990 gegründete, inzwischen weltweit erfolgreiche Ensemble zeigt, was auf Blockflöten spielbar ist. Im homogenen, ja gar perfekten Zusammenspiel offenbaren die vier Flötistinnen ihre Liebe zur Musik. Gepaart mit nahezu virtuoser Spieltechnik erhebt "Flautando Köln" seinen Auftritt zum Feuerwerk der Musik. Mit Charme, Anmut und faszinierendem Können spielt das Quartett nahezu alles, was vierstimmig ist - von der Renaissance bis zum 21. Jahrhundert, von geistlicher Musik von Palestrina bis zum Tango von Kurt Weil.

Wie eine alte Orgel der Klang des 41. Psalms von Palestrina, orgelähnlich - mit reichlich Registerwechsel - "Youkali", ein Tango und Habanera von Kurt Weil, den Ursula Thelen sang. Melancholisch die zwei Miniaturen aus "Children's Corner" von Debussy. Prickelnd, total abgefahren "Balkanology" von Jan Rokyta, dem SHMF-Länderschwerpunkt Türkei zugewandt. Ein Reigen, der von Ursula Thelen gesungenen und vom Flöten-Trio begleiteten Volkslieder aus Anatolien bis zum Schwarzmeer-Raum. Englische Renaissance mit John Playford, italienischer Barock mit dem Concerto C-Dur von Vivaldi, dessen schnellen Ecksätze restlos beeindruckten. Zum Ausklang der "Türkische Hummelflug" - ein witziges Werk des in Belgien lebenden Komponisten Jan Van Landeghem.

Minutenlanger Beifall, Zugaben und Ovationen. Ein leiser und doch wunderschöner SHMF-Ausklang in Reinbek.