Reinbek (hdt). “Klasse organisiert, konkrete Hilfen, nette, kompetente Ansprechpartner“ - Ute Gorny aus Wentorf (52) und ihre Freundin Marzena Sadek (45) sparten nicht mit Lob, als sie nach zwei Stunden “positiv gestimmt und neu motiviert“ den Rückzug von der Infobörse “Wiedereinstieg in den Beruf - Frauen fit für die Zukunft“ in der Volkshochschule Reinbek antraten.

Die gelernte Bankkauffrau ist seit vier Monaten arbeitslos, will sich umorientieren, ihre Bekannte sucht einen Job als Bürokauffrau.

Die Ziele der Infobörse, zu der rund hundert Interessierte kamen: Den Weg aus der Arbeitslosigkeit in eine neue Beschäftigung oder Umschulung aufzeigen, Schnittstellen zwischen Familienalltag und beruflicher Neuorientierung schaffen, die Angst vor dem "Kollegen Computer" abbauen und Mut zur individuellen Bewerbung machen.

Wichtige Erkenntnis des Veranstalterteams, bestehend aus der Stormarner Beratungsstelle, den Gleichstellungsbeauftragten aus Reinbek und Glinde der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt Bad Oldesloe sowie der Volkshochschule Reinbek: Existenzgründung und Selbstständigkeit liegen bei zumeist gut qualifizierten Frauen im Trend, die nach einer längeren Familienphase den Wiedereinstieg in den Beruf planen. Teilzeitstellen mit geringerer Stundenzahl fehlen derzeit auf dem Arbeitsmarkt und bieten daher wenig Alternativen.

Andrea Lenhardt (28) aus Bergedorf ließ sich von Claudia Osada, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe, und von Arbeitsvermittler Jan-Christian Rohde beraten. Die junge Frau möchte sich um eine gerade erst eingeführte Teilzeitausbildung zur Bürokauffrau in einem Betrieb bewerben, da sie zwei kleine Kinder hat und nachmittags zu Hause sein möchte. Aus gesundheitlichen Gründen kann Lenhardt ihren alten Beruf nicht mehr aufnehmen.

Kristina Bokeloh (44) aus Reinbek ließ von Berufsplanerin Karin Blume ihre Bewerbungsunterlagen checken. Besonders das Deckblatt muss ansprechender gestaltet werden, empfiehlt die Beraterin. Nach 16 Jahren Kinderpause möchte Bokeloh, die Fachabitur hat, als Sekretärin in einer Unternehmensberatung und einer Krankenkasse gearbeitet hat, jetzt wieder einsteigen. Die für sie schockierende Aussage der Arbeitsagentur: Nach dieser Auszeit gelte sie als ungelernt!

Frauen, die wie sie nach einer langen Jobpause nicht wissen, wo ihre Stärken und Möglichkeiten liegen, konnten sich bei Jobcoach Angelika Henke aus Wentorf helfen lassen. Sie weiß: "Der Drang zu Veränderung und Entwicklung ist bei Frauen ab 40 Jahren groß."

Die Reinbeker Gleichstellungsbeauftragte Maria de Graaff-Willemsen und Ulrike Peters-Kiehn von der VHS waren am Sonnabend sicher: Den meisten Besucherinnen konnte weitergeholfen werden, denn alle Anbieter sind gut untereinander vernetzt.