Reinbek. Der Bandkeller der “Crazy Crackers“ gleicht einem Museum: Fotos, Fangeschenke, Postkarten, CDs und Poster schmücken Wände und Regale. Hier treffen sich die sechs Mitglieder Didi Joppich (Schlagzeug), Andy Scholz (Gesang), Walter Baldes (Westerngitarre), Ole Sandtner (Gitarre), André Dorow (Bass) und Chris Selke (Tasten), um sich auf Konzerte vorzubereiten und Platten aufzunehmen.

In diesem Jahr jährt sich der Abend des ersten Auftritts der Crackers in der Schönningstedter Mühle zum zwanzigsten Mal. Seither sind sie die erfolgreichste Live-Band in Reinbek und Umgebung, 600 bis 700 Konzerte haben die Rocker bereits gegeben.

Von Anfang an dabei waren Didi und Andy. Sie kannten sich aus dem Reinbeker Motorradclub "Racing Turtles". Das erste Konzert der Crackers war Ergebnis einer Wette um ein paar Flaschen Bacardi: Didi wettete darum dass es am 15. September ein erstes Live-Konzert in der Mühle geben sollte. Und die war dann auch zur Überraschung aller, brechend voll, beweisen Fotos, die Didi in einem Album aufbewahrt.

Die Crackers haben sich seither einen treuen Stamm an Fans erspielt. Dabei war die Zusammensetzung und Musik der Band damals noch völlig anders. Didi und Andy spielten mit Ronny Grimm und Mario Schulmann Spaß-Rock und Schlager. "Wir waren eine absolute Chaos-Kapelle", erinnert sich Didi. Unter Stücke von Rex Guildo und Holle Buchholz mischten sich Christopher Lee und Elvis Presley. Letzterer war schon im Programm, da Andys Stimmfärbung stark an den "King of Rock'n'Roll" erinnert.

1999 trennten sich Didi und Andy von Ronny und Mario. "Die beiden waren Spaß-Rocker. Wir wollten richtigen Rock'n'Roll machen", erklärt Didi. Kai "Vino" Wiener kam an der Lead-Gitarre, André, der damals erst 15 und damit halb so alt wie der Rest war, an der Bass-Gitarre dazu. Mit der neuen Besetzung wurden die Crazy Crackers endgültig zur Elvis-Revival-Band. Songs von Billy Idol und Johnny Cash arrangierte der damalige musikalische Leiter Vino kurzerhand zu Elvis-Stücken, Glitzerkostüme und Föhnfrisuren waren an der Tagesordnung. "Das mit den Synthetik-Hemden haben wir aber schnell wieder gelassen. Da lief der Schweiß bis in die Unterhose", sagt André. Mit der neuen Besetzung kam auch die Idee, für einen guten Zweck zu spielen. Das ungewöhnlichste Konzert gaben die Crackers 2000 im NATO-Feldlager in Sarajevo für die dort stationierten Soldaten. 2004 kam Pianist Chris dazu. "Eigentlich war ich anfangs viel zu schlecht. Außerdem wusste ich gar nicht wirklich, wer Elvis war", gesteht er. Didi findet es bewundernswert, wie professionell sich André und Chris in die Band eingegliedert haben. Ihretwegen wäre nun auch ein viel jüngeres Publikum auf den Geschmack der 50er-, 60er- und 70er-Beats gekommen.

Doch die Band musste auch schwere Schläge verkraften: Am 1. Oktober 2008 verlor Vino bei einem Autounfall sein Leben. "Sein Tod war, als würde man einem Haus das Fundament wegziehen", erklärt Didi. Die Fans überredeten sie jedoch, weiter zu machen.

Ein zweites Mal erfanden sich die Crazy Crackers neu. Mit Ole als neuer Lead-Gitarrist läuteten sie eine Ära des aufgeräumten Sounds ein. "Wir entdecken immer wieder Neues, da wir alle verschiedene musikalische Inspirationen haben", sagt Chris. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass die Crackers eine Zwei-Generationen-Band ist. Man darf auf das neue Album gespannt sein, das die Sechs Mitte des Jahres herausbringen wollen. Mehr als für Aufnahmen leben die Crazy Crackers jedoch für die Bühne: "Wir sind Volksmusiker. Wir brauchen die Nähe zum Publikum", sagt Andy.