Aumühle (jcb). Ferdinand Fürst von Bismarck engagiert sich für die “Junge Freiheit“. “Deutschland driftet nach links“, warnt der Friedrichsruher und verkündet über Briefpost aus seinem “Hauptstadtbüro“ mit Berliner Postfach-Adresse: “Ich schreibe Ihnen heute aus ernster Sorge um Deutschland“.

Am Ende von Seite drei erfährt der Empfänger: "Für die Besinnung auf eine selbstbewusste Nation kämpft in Berlin die von einer jungen Mannschaft exzellent produzierte Wochenzeitung Junge Freiheit. Sie lässt sich dabei durch das politisch korrekte Kartell der Linksmedien nicht beirren." Schließlich verlange der "Linksruck in Deutschland", so der 78-Jährige, "jetzt von allen Patrioten den Einsatz für unser deutsches Vaterland".

Was ist das für eine Publikation, die von Bismarck nach eigenen Angaben seit 1996 bezieht? "Festzuhalten bleibt, dass etliche Ausgaben des Jahres 2004 tatsächlich Anhaltspunkte für rechtsextremistische Bestrebungen enthalten. Daneben sind in der JF eine Reihe von Anzeigen für rechtsextremistische Organisationen und Publikationen zu finden", heißt es im Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 2004. Vier Jahre zuvor hatten die Verfassungsschützer aus Nordrhein-Westfalen unter anderem festgestellt: "Anklänge an ein rassistisches Weltbild", "Verharmlosung der NS-Verbrechen und Solidarität mit rechtsextremistischen Straftätern", "Verunglimpfung des demokratischen Rechtsstaates", "Sympathie für die 'Republikaner' und andere Rechtsextremisten". Letzteres kommt nicht von ungefähr: Chefredakteur Dieter Stein, sein Vize Thorsten Thaler sowie weitere Redakteure und Autoren waren bei den Republikanern oder anderen rechtsextremistischen Gruppierungen.

Erst 2007 beendete die JF die Zusammenarbeit mit der österreichischen Zeitung "Zur Zeit", die vom ideologischen Kopf der FPÖ, Andreas Mölzer, geführt wurde. Mölzer kooperierte auch mit der NPD. 2005 stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass die Erwähnung in einem Verfassungsschutzbericht eine Einschränkung der Pressefreiheit sei, da die Meinung externer Autoren nicht mit der des Verlages übereinstimmen müsse. Schließlich handele es sich um einen organisationsunabhängigen Verlag. Inzwischen stellten Verfassungsschützer eine "gewisse verbale Mäßigung" fest.

Bereits vor einem Jahr hatte von Bismarck ein fast inhaltsgleiches Schreiben verschicken lassen. In einer Auflage von 10 000 Exemplaren, wie der "Spiegel" damals berichtete, was zu 1500 Probeabonnements geführt habe.

Ferdinand Fürst von Bismarck steht zu dem ehrenamtlichen Engagement. Er sieht es als "Hilfe für die junge, engagierte Redaktion" und schätzt die patriotische Ausrichtung sowie ihre konservative Orientierung". Den Verleger kenne er seit zwei Jahren. Er stufe die JF in die rechte Mitte ein. Mit Rechtsextremismus habe das nichts zu tun, "das ist alles auf demokratischer Basis. Und das muss die Demokratie auch erdulden", hält er Kritikern entgegen. Er sei konservativer Traditionalist und wähle CDU.