Jugendbanden aus Neuallermöhe verbreiten rund um den Bahnhof Angst. Das Juz startet Hilferuf.

. Im Jugendzentrum (Juz) am Schloss geht die Angst um. Abi-Partys mussten seit Februar abgesagt werden. Die Sicherheit im Haus kann nur noch mit Türstehern garantiert werden. Doch gegen das, was sich allwöchentlich um den Bahnhof und im Schlosspark zuträgt, ist Juz-Leiter Michel Richter-Brehm machtlos. Mit Teleskopschlagstöcken und Schlagringen attackieren Jugendbanden Besucher. Der Weg zum idyllischen Treff im Schlosshof gleicht einem Spießrutenlauf. Beleidigungen, Schläge und Raubüberfälle sind an der Tagesordnung. "Wir sorgen uns um die Gesundheit unserer Besucher und fühlen uns in unserer Arbeit behindert", richtet er einen Hilferuf an die Stadt und lädt für Mittwoch, 24. Juni, zur Krisensitzung ein, um mit anderen nach Lösungen suchen.

"Seit etwa drei Monaten sind wir mit teils dramatischen Situationen rund um Veranstaltungen im Juz konfrontiert. Gruppen aus Hamburg belagern den Bahnhof und den Schlosspark, ohne das Juz zu betreten." Das Team will sich die Arbeit von diesen Gruppen nicht kaputt machen lassen: "Die Absetzung von Partys, Konzerten oder Filmen wäre eine Bestrafung für die Jugendlichen, die gar nichts damit zu tun haben und friedlich den Abend verbringen wollen", sagt Richter-Brehm.

Doch die Auseinandersetzungen nehmen immer heftigere Formen an. 30 bis 40 Jugendliche und junge Männer, die nach Beobachtung von Brehm mit der S-Bahn aus Neuallermöhe anreisen, mischen den Park auf, Wodkaflaschen kreisen, Wege werden blockiert. Bei Schlägereien wurde jüngst ein junger Mann vor ein fahrendes Autos geworfen, ein anderer im Park zusammengeschlagen. "Viele Jugendliche trauen sich am Wochenende nicht einmal mehr, mit der Bahn zu fahren", sagt Juz-Besucher Patrick Tönnies. Und das obwohl Reinbeks Polizei im Dauereinsatz ist und ihr Möglichstes gibt.

Seit Anfang des Jahres habe es im Umfeld von Park, Ladestraße und Bahnhof elf Anzeigen wegen zum Teil schweren Körperverletzungen gegeben, sagt Reinbeks Polizeichef Thomas Specht. Fast wöchentlich werden die Beamten vom Wachdienst gerufen, der in den Sommermonaten freitags und sonnabends im Auftrag der Stadt für Ordnung sorgen soll. Mit der Dämmerung werden Jugendliche aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Bei den meisten reiche eine freundliche Aufforderung, aber in einigen Fällen müsse die Polizei zu Hilfe gerufen werden, sagt Anke Conradi vom Schlossteam. Auch im Anschluss an das jüngste "Bierkastenrennen" am Mühlenteich musste der Park geräumt werden. Einige der 300 bis 400 Jugendlichen hatten sich am Vatertag sinnlos betrunken. Scheiben und Parkbänke gingen zu Bruch. Angesichts nackter Betrunkener, die im Mühlenteich badeten und die Restaurantterrasse stürmten, musste das Lokal geschlossen werden, schildert Conradi.

Die Juzler möchten sich jedoch von Übergriffen nicht vertreiben lassen und hoffen auf Unterstützung. Dafür liefert Richter-Brehm auch positive Fakten: Im laufenden Jahr kamen bereits 3150 Besucher zu 17 Veranstaltungen. An den vier Öffnungstagen in der Woche verbrachten hier etwa 1000 Besucher friedlich ihre Freizeit.