Reinbek (sho). Aenne und Edgar Wibrow haben die besten Beziehungen “nach oben“. Sie als Astrologin, er als Pastor. Darin sieht das Ehepaar keinen Widerspruch, sondern eine besondere Fügung.

Beide sind Menschen, die anderen als Berater und Lebensbegleiter zur Seite stehen. Aenne Wibrow jedoch auf eine besondere Weise.

Die 68-Jährige hat sich in den vergangenen Jahren zur Astrologin ausbilden lassen und ist sicher, dass sich das Leben eines Menschen in Sternenkonstellationen widerspiegelt. Ob jemand nun Wassermann, Krebs oder Skorpion ist - das ist der Reinbekerin egal. Sie bezeichnet Horoskope, in denen einer Fisch-Frau ein glückliches Leben mit einem Skorpion-Mann vorausgesagt wird, als "Hokuspokus". Fernab von der Wissenschaft der Astrologie.

"Manchmal rufen mich Menschen an, die von mir wissen möchten, ob sie im nächsten Urlaub ihren Traumpartner kennenlernen", sagt die Astrologin. Unseriös nennt sie Sternengucker, die darauf eine Antwort geben. Ihre Analysen wollen tiefer gehen, einen Überblick über das Leben ihrer Klienten geben. Astrologie als ernsthafte Psychologie.

Um wissenschaftlich fundiert Antworten auf die wichtigen Fragen im Leben geben zu können, hat sich die Sozialpädagogin, die lange mit schwierigen Jugendlichen im Rauen Haus in Hamburg und später als Diakonin in der Kirchengemeinde Glinde gearbeitet hat, jahrelang weitergebildet. Die Kurse fanden im Astrologisch-Psychologischen Institut (API) in der Schweiz statt.

Meditation und Sinnsuche, damit hatte sie sich schon vorher beschäftigt. Mit Astrologie war sie jedoch selbst jahrzehntelang nicht in Berührung gekommen. Ihr persönliches Schlüsselerlebnis: "Als ich zum 60. Geburtstag ein ausführliches Horoskop geschenkt bekam und mich darin wirklich wiedergefunden habe." Daraus ging hervor, dass sie 1997 ein schweres Jahr zu meisten gehabt hatte. "So war es tatsächlich. Ich lag mit schweren Herzbeschwerden im Krankenhaus. Das schwarz auf weiß aus dem Horoskop herauszulesen, war unglaublich", sagt Wibrow. Sie stieg tiefer in das Thema ein, fand heraus, dass sie eigentlich jahrelang gegen den "Rat der Sterne" gelebt hatte. "Dass ich zu viel arbeite, wusste ich, dass es mich krank macht, nicht", sagt sie heute.

Sie begann, sich Fragen zu stellen: Was macht mich aus? Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was tut mir gut? Antwort gaben immer die Sterne. Jetzt lebt sie mit sich im Reinen und möchte ihre Erfahrungen weitergeben. Zum einen als Beraterin, die für andere ausführliche Horoskope erstellt. Zum anderen als Lehrerin, die lehrt, wie man die Sterne deutet. Vor Kurzem hat sie einen Seminarraum in ihrem Haus in der Gartenstraße in Reinbek eingerichtet.

Denn das ist gar nicht so einfach. Wer beispielsweise am 9. März 1951 um 7.03 Uhr in Bielefeld geboren ist, für den stehen die Sterne anders, als für jemanden, der am gleichen Tag im selben Jahr in Reinbek auf die Welt gekommen ist. Ein bis zwei Tage liest Aenne Wibrow ein Horoskop, fühlt sich ein - und das oft, ohne den Menschen hinter dem Geburtsdatum überhaupt zu kennen. Am Ende überrascht sie ihre Klienten mit Sätzen wie "Pluto gegen Sonne - da ist richtig Zoff". Möglicherweise sehen viele den funkelnden nächtlichen Sternenhimmel plötzlich mit ganz anderen Augen. Und ihr eigenes Leben auch.

"Pluto gegen Sonne - da ist richtig Zoff."

Aenne Wibrow