Reinbek (hof). Die erste Pflanze, die in der Bibel erwähnt wird, ist der Feigenbaum: Mit seinen Blättern bedeckten Adam und Eva ihre Blöße, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gekostet hatten.

Ein solcher Feigenbusch wächst auch in Charlotte Ernsts paradiesischem Garten am Kinauweg. Davon konnten sich jetzt knapp 20 Gartenfreunde mit eigenen Augen überzeugen. Denn die 71-Jährige öffnete ihre Pforte für das Projekt "Pflanzen der Bibel", das von Pastorin Dr. Claudia Süssenbach initiiert wurde.

In der Heiligen Schrift spielen viele weitere Pflanzen eine wichtige Rolle, beispielsweise Ginster, Eiche, Wein, Distel oder Minze. Sie wachsen noch heute auch in Reinbeker Gärten. Vorbild für die Idee der biblischen Gärten war für Süssenbach der lebendige Adventskalender, der stets zur Gemeinsamkeit der Anwohner beiträgt. "So etwas wollte ich auch für den Sommer", sagt die Seelsorgerin, die seit Oktober für die Gemeinden Mitte und West arbeitet. Kurzerhand startete sie einen Aufruf in der Zeitung, in dem sie biblische Pflanzen aufzählte und darum bat, sich bei ihr zu melden, wenn diese im eigenen Garten wachsen.

Es meldete sich auch Charlotte Ernst: "Ich wusste gar nicht, dass bei mir biblische Pflanzen wachsen", verriet sie, während sie die Besucher von einem Strauch zum nächsten führte: vom Judasbaum neben der Haustür zum Feigenbusch, Ginster, Minze, Malve, Aloe, Distel und Tamariske bis hin zum Wein, der an ihrer Terrasse rankt. Doch wie sie waren die meisten Gäste ahnungslos.

"Auch Wein ist eine biblische Pflanze", erklärte Pastorin Süssenbach, die stets die passenden Bibelstellen zu den Gewächsen parat hat. Jesus beschreibe sich in der Bibel als Weinstock. Bei der Gartenbesichtigung erfuhren die Besucher außerdem, dass der Judasbaum seinen Namen von Judas bekam, der sich an einem solchen Baum erhängte. Die Pastorin las dazu die Geschichte aus dem Alten Testament. Beim nächsten Termin in Lore Krauses Garten soll es unter dem Motto "Liebe und Hass" um Eiche und Walnuss gehen. Wer die irdischen Paradiese in der Nachbarschaft kennenlernen und etwas über ihre biblischen Quellen erfahren will, ist willkommen.

* Die Termine für die nächsten Gärten mit biblischen Pflanzen, die besucht werden können, sind: Mittwoch, 10. Juni, um 19.30 Uhr an der Rosenstraße 35, Mittwoch, 24. Juni, um 19.30 Uhr am Großen Scharnhorst 6 und Mittwoch, 22. Juli, um 19.30 Uhr am Görlitzer Weg 4. Zusätzlich hat sich die Biologin Margarete Fischer aus Wentorf gemeldet. Sie bietet am Mittwoch, 8. Juli, eine Führung durch den Bibelgarten an ihrem Arbeitsplatz, dem Botanischen Institut in Klein Flottbek, an: Treffen ist um 14.45 Uhr am S-Bahnhof Reinbek.