Handwerker beklagen Vergabeverfahren und fordern Berücksichtigung bei Sporthallenbau.

Den Willen der Stadtverwaltung, die heimische Wirtschaft zu unterstützen, vermissen Jens und Kai Boysen. Die Geschäftsführer der Firma Boysen Zimmerei werfen ihr und der Politik vor, dass Ausschreibungen häufig an örtlichen Firmen vorbeigehen. "Warum ist es dem Bauamt nicht möglich, bei anstehenden Planungen wie bei der Holländerbrücke oder bei der Uwe-Plog-Halle gemeinsam mit ansässigen Fachbetrieben Lösungsvorschläge zu erarbeiten?" fragte Jens Boysen am Donnerstag - auch im Namen anderer Betriebe - die Stadtverordnetenversammlung.

"Die Peinlichkeiten und Mehraufwendungen der Holländerbrücke wären der Stadt mit einer Holzkonstruktion erspart geblieben, und sie wäre längst fertig", ist sich der 47-Jährige sicher. "Man muss das Rad nicht neu erfinden." Er fordert, dass ein Projekt in mehrere Auftragslose für verschiedene Gewerke aufgeteilt werden sollte. Besonderes wenig Verständnis zeigt Boysen für die Verträge mit der Betreibergesellschaft des Freizeitbades, dessen Sanierung die Stadt jetzt mindestens 500 000 Euro kostet: Denn das für den Bau zuständige Büro sitzt in Rendsburg. Er appellierte an die Versammlung, zumindest bei der Auftragsvergabe für den Neubau der Uwe-Plog-Halle an die hiesigen Firmen zu denken. "Das Geld muss doch in der Region bleiben", sagt Kai Boysen, stellvertretender Kreishandwerksmeister. Die Stadtvertreter versprachen, die Anfrage an die Verwaltung weiterzuleiten, und baten um Kopien für die Fraktionen.

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Ausschreibungsverfahren, erläutert Verwaltungsfachangestellter Klaus Fürböter, der im Bauamt die Auftragsvergaben bearbeitet, auf Anfrage unserer Zeitung: Öffentliche Ausschreibungen, wie beispielsweise für den Bau der Holländerbrücke, gibt die Stadt in vier Spezialblättern bekannt. Für Hamburg ist das der Submissionsanzeiger, für Kiel und Schleswig-Holstein die BI (Bauwirtschaftliche Informationen). Die Anzeigen sind für Kommunen kostenlos, Firmen müssen die Blätter abonnieren.

Beim beschränkten Ausschreibungsverfahren schreibt die Verwaltung etwa acht qualifizierte Firmen an und fordert sie auf, ein Angebot abzugeben. Nach der Verdingungsordnung für Bauleistungen müssen die Kommunen aber auch auswärtige Unternehmen auswählen. "Dabei bemühen wir uns, die Betriebe zu wechseln", sagt Fürböter. Die Stadt sei bei den Verfahren offen für Firmen, die sich vorstellen. Für die Auftragsvergabe müsse die Stadt das wirtschaftlichste Angebot auswählen. Das laufe auf den günstigsten Preis hinaus. Denn Mitbewerber, die mit dem Verfahren nicht einverstanden sind, können sich bei der Vergabekammer in Kiel beschweren. Dort würde nur das günstigste Angebot als das wirtschaftlichste anerkannt.

Ulf Grünke, Sprecher der Kreishandwerkskammer, sind die Klagen bekannt. "Bei einigen liegt es daran, dass sie sich scheuen, die Submissionskalender zu lesen", hat er beobachtet. "Wir fordern aber auch von den Kommunen, nicht alles öffentlich auszuschreiben. Im Rahmen des Konjunkturpakets II hat der Gesetzgeber extra dafür die Kostengrenzen heraufgesetzt und das Vergabeverfahren erleichtert." Eine beschränkte Ausschreibung schließe den Wettbewerb nicht aus, komme aber ohne den bürokratischen Aufwand aus.