Reinbek (amü). Der Arbeitskampf bei der Caritas spitzt sich zu. Wie berichtet, warten im St. Adolf-Stift 600 Mitarbeiter auf mehr Geld.

Die Tarifverhandlungen zwischen dem Deutschen Caritas Verband (DCV) und Vertretern der Arbeitnehmer von Flensburg bis Zwickau sind seit einem Jahr festgefahren. Während sich die Belegschaft auf einen Protesttag am 18. Mai vorbereitet, meldet sich auch der kaufmännische Leiter des Krankenhauses, Lothar Obst, zu Wort. Er würde seinen Mitarbeitern gern mehr Geld zahlen, aber ohne Tarifabschluss habe er dafür kein Mandat. Über geleistete Sonderzahlungen hinaus habe er ein Tarifmodell entwickelt, nach dem Mitarbeiter eine achtprozentige Gehaltssteigerung erhalten könnten. "Als katholisches Krankenhaus sind wir an die Richtlinien des DCV gebunden", sagt er. "Aber eine so festgefahrene Verhandlungssituation habe ich in 25 Jahren Krankenhausleitung nicht erlebt. Man könnte sie wie folgt beschreiben: 'Chef droht mit Gehaltserhöhung - aber keiner vereinbart sie'", sagt Obst.

Die Ursache macht er in dem Verfahren aus, in dem die Arbeitgeber und -nehmer katholischer Einrichtungen um Kompromisse ringen. In der Regionalkommission Ost werde für die Einrichtungen in acht Bundesländern vom reichen Hamburg bis zu ärmeren Regionen um einen einheitlichen Abschluss gerungen. Da sei es fast unmöglich, auf einen Nenner zu kommen, sagt Obst. Sinnvoller wäre es seiner Meinung nach, eine variablere Lösung zu finden, die finanziell sowohl für das Kinderheim an der polnischen Grenze wie auch das hochmoderne Krankenhaus in der Metropolregion realistisch wäre. In den fünf anderen Regionalkommissionen waren die Verhandlungen einfacher, da habe man sich 2008 auf eine Tariferhöhung von 7,9 Prozent geeinigt.

Auf der Mitarbeiterseite liegen dagegen die Nerven blank: "Die Mitarbeiter haben seit 2006 freiwillig auf das tariflich zustehenden Urlaubsgeld pro Mitarbeiter von über 255 Euro verzichtet. In diesem Zusammenhang, relativieren sich vorgezogene Einmalzahlungen und eine freiwillige Leistung im Jahr 2008 doch arg", sagt Andreas Hein, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung auf Anfrage unserer Zeitung.

"Eine so festgefahrene Verhandlungssituation habe ich in 25 Jahren Krankenhausleitung nicht erlebt." Lothar Obst