Noch gibt es Hoffnung, dass der Bau der Holländerbrücke in die Annalen der Geschichte eingeht.

. Als 2007 die Abrissbagger die alte und marode Holländerbrücke an der Hamburger Straße in handliche Stücke zerlegten, hätte sich niemand träumen lassen, dass eine Neue so lange auf sich warten lässt. Seit Monaten kämpfen verschiedene Gewerke links und rechts der Straße fast unbemerkt von der Öffentlichkeit mit alten Gasleitungen, Telefonkabeln im Erdreich und anderen Unwägbarkeiten, die in den Planungen nicht vorgesehen waren.

Kann es wirklich sein, dass es selbst Julius Cäsar im Jahr 55 vor Christus gelang, eine 400 Meter lange Holzbrücke über den Rhein zu schlagen, in Reinbek die Verantwortlichen aber an einem kleinen Fußgängerüberweg scheitern?

Nein, sagen die Mitarbeiter im Bauamt, und geben den Plan für die nächsten Wochen bekannt. "Im September soll die neue Brücke stehen", gibt Fachmann Sven Rosenbaum das Ziel vor. Um den Weg zu ebnen, wird die Deutsche Telekom in den kommenden drei Wochen Schaltkästen umsetzen. Auf beiden Straßenseiten wird das Erdreich ausgehoben, werden die Widerlager eingesetzt und die Stützpfeiler errichtet. Probleme mit nicht eingetragenen Versorgungsleitungen werden dabei nicht mehr erwartet. "Trotzdem wird es bis zum Abschluss dieser Arbeiten noch bis Ende Juni dauern", so Rosenbaum.

Wer genau hinschaut, kann bereits jetzt zwei der vier Fundamente für die Stützpfeiler entdecken. Die werden mit einem sogenannten Anprallschutz versehen, damit der Reinbeker Jahrhundertbau bei Unfällen nicht ins Wanken gerät. Bis zu 20 Meter tief werden die Pfeiler im Erdreich verankert. Dann wird es spannend. Wenn die Tiefbau- und Betonarbeiten beendet sind, beginnt der Bau der eigentlichen neuen Holländerbrücke.

Ob die fünf einzelnen Segmente, die zwischen 10,50 und 18 Meter lang sind, einzeln und per Schwertransport in Reinbek angeliefert werden, muss noch entschieden werden. Fest steht aber schon jetzt, dass die Brücke in einer Nacht- und Nebelaktion über der Hamburger Straße zusammengeführt wird. Ein großer Kran wird das letzte Teilstück einhängen und somit wieder für eine "luftige" Verbindung zwischen Hinschendorf und dem Täby-Platz sorgen. Wer den historischen Moment nicht verpassen möchte, muss also lange aufbleiben oder den Wecker früh stellen. Kleinere Schweißarbeiten und abschließende Prüfungen stellen dann hoffentlich im September den Abschluss der Bauarbeiten dar.

Und eins steht schon jetzt fest: Dann wird die kleine Fußgängerbrücke richtig groß gefeiert! Optimisten stellen schon jetzt den Sekt kalt.

"Im September soll die neue Brücke stehen."

Sven Rosenbaum, Mitarbeiter im Reinbeker Bauamt