Reinbek. Kinder bestimmen auch sonst den Tagesablauf der Geburtshilfestation im Krankenhaus St. Adolf-Stift. Doch am Tag der offenen Tür gestern und am Sonnabend bekamen sie Unterstützung von Geschwisterkindern und denen, die es werden wollten: Etwa 400 Besucher, werdende Eltern und Interessierte, nutzten die Gelegenheit, die neuen Kreißsäle zu besichtigen.

Der Anbau, fertiggestellt nach 18 Monaten Bauzeit, hat vier Millionen Euro gekostet. Offiziell wurde er bereits von Dr. Gitta Trauernicht, Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin eröffnet. Die ersten Kinder können ab heute in den neuen Räumen zur Welt kommen. Hintergrund für die Erweiterung waren logistische Gründe: Um Zeit zu sparen, sollen im St. Adolf-Stift künftig schwere stationäre und leichte ambulante Eingriffe in getrennten Räumen vorgenommen werden. Deshalb wird der OP-Bereich im Erdgeschoss, wo sich bisher die Entbindungsstation befand, erweitert.

Das hat jedoch auch für die Entbindungsstation, die jetzt in den Neubau im zweiten Stock zieht, Vorteile, wie auch Besucher sofort bemerkten: Melanie Sykowski erinnert sich gut daran, dass sie noch im August von der Frauenstation im zweiten Stock zum Wehenschreiber der Entbindungsstation im Erdgeschoss hin- und herpendelte. Gestern bewunderte sie mit ihrem Mann Michael und den beiden Söhnen Nick (8) und Lennart (8 Monate) die neuen Kreißsäle. "Das war nicht so schön", erzählt sie. "Schade, dass wir für die neuen Kreißsäle zu spät sind. Die sind wirklich klasse. Durch die Farben wirkt es richtig gemütlich."

Doch jetzt liegt alles direkt beieinander im zweiten Stock. Die Hebammen führten die Gäste durch die Räume und erläuterten das Konzept: Die Farben Violett, Grün und Gelb sollen nicht nur Wohlfühlatmosphäre verbreiten, sondern haben einen Sinn, wie Geburtshelferin Christiane Schwarz erklärte: "Wenn ein werdender Vater mal raus muss, findet er beispielsweise durch die gelbe Tür in den gelben Saal zurück. In der Aufregung ist es für die Männer so leichter, sich bei den vielen Türen zu orientieren." Neben den Kreißsälen mit breiten Entbindungsbetten und -hockern, gibt es auch ein Wohlfühlbad. Dort können die Hebammen unter anderem im warmen Wasser abklären, ob schon die richtigen Wehen eingesetzt haben. Aber auch eine Wassergeburt ist in einem der neuen Säle jetzt möglich.

Chefarzt Dr. Knut Schirrmacher freute sich ebenfalls über den Besucherstrom und scherzte: "Viele sind mit ihren Kindern gekommen. Vielleicht bekommen sie hier Geschmack auf das zweite oder dritte." Zurzeit würden auf seiner Station etwa 700 Kinder im Jahr geboren. Jetzt hofft er auf 800 Geburten pro Jahr. Wichtig für die Entscheidung der Eltern für ein Krankenhaus sei nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die persönliche Ansprache. "Wir haben ein erfahrenes Team und kaum Wechsel im Pflegebereich", sagt er. Jetzt konnte er sein Team noch aufstocken. Das war für die Anästhesie nötig, weil sich die Kaiserschnitt-Operationen im Gegensatz zu den meisten anderen OPs der Frauenstation nicht planen lassen. In der Zeit, in der sie sich überschneiden könnten, steht jetzt ein Extra-Team bereit. Ein weiterer Vorteil sei, dass Kinderarzt und Kinderkardiologe Dr. Stephan Michele Eiselt täglich zur Sprechstunde ins St. Adolf-Stift kommt.

Viele Eltern wie Heike und Jens-Ragnar Martinen, die ihr Kind Ende Mai erwarten, wurden überzeugt: "Ich war schon für eine Untersuchung und für Vorbereitungskurse hier", erzählt die Reinbekerin. "Alle sind kompetent und die Atmosphäre ist sehr schön."