Aumühle (ru). Zwei Tage nach dem Ende der Osterferien folgten rund 100 Eltern der Einladung der Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung zur Zukunft der Aumühler Realschule. Seit Ende März steht fest, dass sie aufgrund von nur sechs Anmeldungen für die fünften Klassen ein Auslaufmodell ist.

Referent Jürgen Hübner, Rektor der Oberstadtschule in Geesthacht und Vertreter der Schulrätin Birgit Groß, fand deutliche Worte: "Der Rückgang der Schülerzahl in Aumühle ist dramatisch. Die Eltern haben mit den Füßen abgestimmt." Er machte deutlich, dass eine kleine Schule nicht das breit gefächerte Angebot bieten könne, das heute gewünscht und gefordert werde. "Für die kommenden beiden Jahre kann ein gutes pädagogisches Angebot in Aumühle sichergestellt werden", so Hübner. Wenn die künftigen Klassen neun und zehn die Schule verlassen, blieben nur noch vier Klassen übrig - zu wenig Schüler, um weiterzumachen.

Er wolle den Eltern keine falschen Hoffnungen machen, auch weil die Situation extrem schwer einzuschätzen sei. Die Schülerzahl ändere sich im Augenblick täglich. Allein in dieser Woche haben Eltern 16 Schüler der Klassen fünf bis sieben an andere Realschulen angemeldet. Die Idee, ganze Klassenverbände umzuschulen, hält Hübner nicht für praktikabel, da die Kinder aus zu vielen umliegenden Gemeinden kommen.

Seitens der Eltern gab es deutliche Kritik an der Gemeinde als Schulträger. "Wir haben ausreichende Informationen vermisst", so eine Mutter. Besonders die Eltern der Fünftklässler äußerten ihren Unmut: Ihnen war 2008 von der Schulleitung zugesichert worden, dass die Kinder ihren Abschluss in Aumühle machen könnten. "Wir haben das Vertrauen in die Schule verloren", so eine Mutter.

Um eine Lösung zu finden, bittet Hübner die Eltern jetzt, ihre Kinder nicht im laufenden Schuljahr umzumelden, weil mit ständig schwankenden Klassenstärken nicht zu planen sei.

Harsche Kritik gab es von den Eltern an den Vertretern der UWG. "Heute sagen sie, dass sie die Schule erhalten wollen. Aber in einem Flyer haben sie bereits vor Wochen ein Nutzungskonzept für die freiwerdenden Realschulräume vorgelegt", so eine erboste Mutter. "Das ist Heuchelei."

Aumühle ist kein Einzelfall im Land. Viele kleine Schulstandorte haben aufgrund des neuen Schulgesetzes und der rückläufigen Entwicklung der Schülerzahlen keine Zukunft. Dass aber bei laufendem Betrieb die Schülerzahlen so dramatisch einbrechen, ist einmalig. "Aumühle ist ein außergewöhnlicher Fall. Es gibt hier keine Musterlösung", betonte Jürgen Hübner.

"Aumühle ist ein außergewöhnlicher Fall. Es gibt hier keine Musterlösung." Jürgen Hübner, stellvertretender Schulrat im Herzogtum Lauenburg