Reinbek. Statt mit grauen wird mit roten Zellen gearbeitet, statt Matheformeln oder Latein-Vokabeln steht “Herzlich Willkommen!“ auf der Tafel vor dem Raum 14 im Reinbeker Gymnasium Sachsenwaldschule.

Eine Grußformel, die auch diejenigen beruhigen soll, die sich heute zum ersten Mal entschlossen haben, Blut zu spenden.

"Bitte noch ein paar Minuten liegen bleiben und das Pflaster mindestens zwei Stunden drauf lassen", weist Schwester Angela die Menschen an, die dort der Länge nach im Zimmer liegen. Etwa zehn Minuten haben sie Zeit zuzusehen, wie sich der rote Saft langsam seinen Weg vom Arm durch Nadel und Schlauch bahnt, bis der Beutel komplett mit der dunklen Flüssigkeit gefüllt ist. Wenn es soweit ist, piept das Messgerät, das das Gewicht des Behältnisses kontrolliert und, um der Gerinnung des Blutes vorzubeugen, ständig hin- und herschaukelt.

Mit blauen Matten gepolsterte Klappliegen ersetzen die Schulbänke. Verantwortlich für die Aktion ist die Gymnasiastin Alina Bauer: Die 20-Jährige kam auf die Idee, als es im Unterricht um den Projektkurs "Leben" ging. "Blutspenden retten Leben. Daher haben wir uns in Gruppenarbeit überlegt, das in einem größeren Rahmen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz zu machen", sagt sie.

Damit rannten sie beim DRK offene Türen ein: "Der DRK Blutspendedienst Nord versorgt 92 Krankenhäuser in Hamburg und Schleswig-Holstein mit Blutkonserven. Da Blut nicht synthetisch hergestellt werden kann, kommt es vor, dass weniger dringliche Operationen verschoben werden müssen", berichtet Harald Hinz, DRK-Öffentlichkeitsreferent. "Um das zu verhindern, brauchen wir 700 bis 750 Spender täglich, die wir mit sieben bis acht Teams zu erreichen versuchen."

Der von den Schülern initiierte Spendetag gefällt Hinz besonders: "Das ungefähre Durchschnittsalter unserer Spender liegt bei 42 Jahren. Junge Leute sind eher selten." Der 52-Jährige glaubt, dass es daran liegt, dass ältere Menschen eher soziale Verantwortung übernehmen wollen. Da sie sich bereits in einer gefestigten Lebenssituation befinden. "Um den jungen Leuten entgegenzukommen, gehen wir seit 2001 an die Berufsschulen und bitten die Schüler, unsere Versorgungsprobleme zu lindern. Wir haben bereits 40 000 Berufsschüler zu einer Blutspende bewegen können", freut sich Hinz. In Reinbek kamen innerhalb von knapp fünf Stunden immerhin etwa 100 Menschen und überließen dem DRK somit fast 50 Liter Blut.

Am meisten profitieren Krebskranke von den Spendenaktionen. Mit 19 Prozent stellen sie die größte Patientengruppe, die Blutkonserven erhalten. Erst an vierter Stelle rangieren mit 12 Prozent die Unfallopfer.

Obwohl das DRK immer wieder Versorgungsengpässe hat, zögern dennoch viele Menschen. Die meisten haben Angst vor der Nadel oder können einfach kein Blut sehen und trauen sich daher nicht, den halben Liter ihres roten Lebenssaftes zu spenden. Helge Schnack kann sie beruhigen: "Am Anfang war ich leicht nervös, aber es hat nur leicht gepikt und jetzt bin ich froh, etwas Gutes getan zu haben", gibt der 19-jährige Schüler zu.

Michael Hille aus Reinbek spendete erstmals mit 16 Jahren. Der 46-jährige Fliesenleger lässt sich zum 119. Mal anzapfen. Es wird sicher nicht sein letztes Mal sein.