Aumühle. Mit Gurt und Helm sehe ich aus wie ein Profibergsteiger. Doch der Schein trügt. Als bekennende Flachländerin wage ich mich naturgemäß nicht in Felswände und ziehe Strände hohen Bergen vor.

Heute mache ich eine Ausnahme, um den neuen Aumühler Klettergarten auszuprobieren. Genauer gesagt, die Einsteigervariante. Den schwarzen Parcours mit Sprung aus 16 Meter Höhe spare ich für zukünftige Grenzerfahrungen aus.

Die Sonne glitzert zwischen den Bäumen hinterm Holzhof. 50 Stämme sind mit Holzplattformen ausgestattet. Seile, Netze, Seilrutschen, pendelnde Holzstämme und Hängebrücken laden zum Abenteuer unter Baumwipfeln. Was von unten relativ harmlos aussieht, enthält bei genauerem Hinsehen einige Herausforderungen - zum Beispiel den "Flohsprung". Doch dazu später. Erst muss ich auf die Startplanke. Und die ist nur durch eine Seilröhre zu erreichen.

Neidvoll gucke ich zu den Hochseilgartenbauern, die sich vom Kranwagen auf 14 Meter hochfahren lassen um die Parcours zu testen. Ich stelle einen Fuß in eine Schlaufe des Netzes und versuche, meine 63 Kilo hochzuhieven. Die untrainierten Muskeln strafen mich beim ersten Versuch ab, das Bein eine Masche höher zu platzieren: Krampf im Oberschenkel. Glücklicherweise gibt es im Netztunnel Sitze, in denen ich den Muskel dehnen kann. "Das schaffen Sie locker", sagt mein Trainer. Ich kämpfe mich von Sitz zu Sitz, bis die erste Etage des Plattformturmes in 6,50 Meter Höhe erreicht ist.

Die bietet nur eine kurze Verschnaufpause, denn schwankende Holzstege warten darauf, erobert zu werden. Zum Glück hakt Albrecht Stroop, einer der Schnurstracks-Geschäftsführer, ein Seil in meinen Gurt ein. Das andere Ende wird mittels einer Schiene über ein Sicherheitsseil über den Parcours laufen, mit dem ich für die nächsten 20 Minuten verbunden werde. Das Seil muss auf den einzelnen Stationen nicht mehr ausgeklinkt werden. Es wird um die Bäume herumgeführt. Auch ein achtloser Schritt würde mich nicht in die Tiefe reißen. "Diese Rope-Roller (Seilroller) haben erst etwa drei Hochseilgärten in Deutschland", erklärt Stroop.

Ich fühle mich sicher, habe aber dennoch Angst, das Gefühl des In-der-Luft-Hängens tatsächlich zu erfahren. Also setze ich meinen Fuß vorsichtig auf die erste Holzlatte, die sich gleich merklich nach unten bewegt und die Brücke ins Schwanken bringt, während meine Hände die beiden Halteseile fest umkrampfen. Um weiterzukommen, muss ich eine Hand nach dem nächsten Seil ausstrecken, eine kippelige Aktion. Der rettende Schritt auf die erste Plattform kostet mich Überwindung. Doch das ist nichts im Vergleich zum "Flohsprung". Von unten hatte ich nicht gesehen, dass zwei Planken nur durch einen Sprung zu erreichen sind. Meine Knie zittern. Ich versuche, die Distanz zu schätzen und mit meiner Beinlänge abzugleichen. "Nicht nach unten gucken", ruft mir Schnurstracks-Geschäftsführer Gunnar Bartels zu. Ich erinnere, wie ich als Kind für meinen Fahrtenschwimmer minutenlang auf dem Dreimeterbrett stand, bis sich eine Traube von Schaulustigen angesammelt hatte. Ich zähle bis drei, um ein Bein auszustrecken. "Anlauf nehmen und springen", hallt es von unten. Ich befolge den Rat.

Sicher gelandet werde ich mutiger, balanciere über ein Seil, mit beiden Händen an einem Halteseil, das darüber gespannt ist. Ich traue mich sogar, bei der nächsten Hängebrücke für kurze Zeit beide Halteseile loszulassen. Nach dem letzten schon etwas rhythmischeren Wackelgang fängt die Sache an, mir Spaß zu machen. Ich bin kurz davor, mich doch auf 14 Meter Höhe zu wagen. Doch vorerst klettere ich durch den Seilgang hinunter und beobachte wie die Hochseilbauer von der Firma on-the-ropes mit viel Spaß Holzwände in luftiger Höhe erklimmen, freihändig balancieren oder mit der Seilrutsche von Baum zu Baum schießen. Das nächste Mal wage ich mich auch höher hinauf.

Wer Lust auf Kletterabenteuer hat, kann sich Donnerstag, ab 14 Uhr, selbst trauen. Dann gibt es eine Voreröffnung. Der offizielle Eröffnungstermin ist am 16. Mai, 10 Uhr.