Aumühle Gestern standen die Lehrer der Realschule vor leeren Klassenräumen. Etwa 100 Schüler hatten sich mit Transparenten vor dem Rathaus versammelt, um Bürgermeister Dieter Giese das Ergebnis einer Unterschriftenaktion zu überreichen.

"Sie haben für den Erhalt ihrer Schule 350 Unterschriften gesammelt", sagte die Schulelternbeiratsvorsitzende Gunda Rohling, die mit einigen Eltern die Schüler begleitet hat. Die Unterschriften wurden in Aumühle, Wohltorf, Wentorf, Hamfelde und Kuddewörde gesammelt.

"Herr Bürgermeister, wir wollen verhandeln", ertönte es vor dem Rathaus, wo die Schüler schon von Dieter Giese bereits erwartet wurden. "Ich freue mich, dass ihr euch so für die Schule einsetzt", dankte er den Schülern und versprach, die Unterschriften mit einem Begleitschreiben ans Kreisschulamt nach Ratzeburg und ans Bildungsministerium nach Kiel zu schicken.

"Die Kinder haben ein Recht darauf, hier ihren Abschluss zu machen", meint Gunda Rohling. Bereits am Donnerstag hatten die Neuntklässler dem Bürgermeister einen Besuch abgestattet, um zu erreichen, dass die Schule zur Regionalschule wird und sie hier ihren Abschluss machen können. Die Schüler stehen voll hinter ihrer Schule und wollen kämpfen.

Die Dassendorferin Bianca Thiele gehört zu den betroffenen Eltern. Ihre Tochter besucht die sechste Klasse. "Wir haben uns für Aumühle entschieden, weil die Schule klein ist", meint sie. Eine Umschulung möchte sie möglichst nicht vornehmen. Die Hamfelderin Iris Marquardt schätzt besonders die familiäre Atmosphäre in Aumühle. Ihre Töchter besuchen die fünfte und die sechste Klasse und wollen unbedingt in Aumühle bleiben. "Hier kennt jeder jeden und Frau Lange ist eine sehr gute Schulleiterin", meint die Mutter. Noch hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es für ihre Kinder in Aumühle weitergeht.

In einem Schreiben informierte Bürgermeister Dieter Giese die Eltern am Freitag erneut über die Situation. Darin heißt es in Abstimmung mit dem Schulamt: Da bisher keine klaren Entscheidungen getroffen wurden, seien Umschulungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht angeraten. Die Politik werde sich mit Unterstützung der Eltern und Schüler weiterhin für den Erhalt des Schulstandortes einsetzen.

Bereits am Mittwoch hatte der Ausschuss für Kultur, Bildung und Sport getagt. Neben einigen Eltern waren auch Schulleiterin Jennifer Lange und ein Teil des Kollegiums gekommen, um von den Ausschussmitgliedern zu erfahren, wie es jetzt weitergehen soll.

"Wir wollten nie, dass die Schule geschlossen wird", fasste die Ausschussvorsitzende Andrea Nigbur (CDU) zusammen. Gemeinsam mit der SPD hätte ihre Fraktion für die Schule gekämpft. "Wir zahlen jetzt die Zeche dafür, dass die politischen Fraktionen sich in der Frage der Zukunft der Schule nicht einig waren", so Nigbur. Während Bürgermeister Giese den anwesenden Eltern signalisierte, dass er immer noch bereit sei, nach einer Lösung zu suchen, machte Bernd-Ulrich Leddin (UWG) erneut die Position seiner Fraktion deutlich. "Wir planen jetzt ein geordnetes Ausstiegsszenario", war seine Aussage.

Bürgermeister Dieter Giese lädt alle betroffenen und interessierten Eltern zu einer Elternversammlung für Donnerstag, 23. April, 20 Uhr, in die Sporthalle ein, an der auch die Vertreter des Schulamtes teilnehmen werden.