Aumühle. Am vergangenen Freitag ist die Anmeldefrist für die neuen fünften Klassen an der Realschule Aumühle abgelaufen. Auf der Liste stehen nur sechs Kindernamen. Das bedeutet das Aus für die kleine Realschule in der Sachsenwaldgemeinde. Damit wird es bald auf der Karte der Schulstandorte im südlichen Kreis Herzogtum Lauenburg einen Punkt weniger geben.

Schulleiterin Jennifer Lange, die sich zusammen mit ihrem Lehrerteam sehr für den Schulstandort eingesetzt hat, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

An Wohltorfer und Aumühler Schulen werden traditionell mehr Empfehlungen für das Gymnasium als für die Realschule ausgesprochen. So hätten nur "Schulpendler" aus anderen Gemeinden den Standort retten können. Doch die haben sich offensichtlich eher vor der eigenen Haustür umgesehen (siehe Kasten).

Auf die Gemeinde als Schulträger kommen nun viele Entscheidungen zu. "Ich werde jetzt Gespräche mit der Schulleitung und der Politik führen", sagte Bürgermeister Dieter Giese. Die Eltern der angemeldeten Kinder werden in Kürze über die Situation informiert.

"Der Schulträger muss jetzt die Entscheidung zur Zukunft der Realschule treffen", erklärte Sven Runde, Pressesprecher im Ministerium für Bildung und Frauen. Theoretisch könne die Realschule weitermachen, möglich wäre eine Außenstellenlösung zum Beispiel mit Wentorf oder Reinbek.

Mit einer so niedrigen Anmeldezahl hatte Giese nicht gerechnet. Fakt ist, dass die Eltern sich gegen die kleine Realschule entschieden haben. Zurzeit hat diese acht Klassen: Die neunten und zehnten Klassen sind zweizügig, die Klassenstufen fünf bis acht nur einzügig. Aufgrund der geringen Schülerzahl ist nach Giese unklar, ob alle auf der Realschule verbleibenden Kinder auch in Aumühle ihren Abschluss machen werden. Und für die Lehrkräfte der Realschule ist die Zukunft ebenfalls unklar.

Damit sind alle Bemühungen seitens der Schule und der Gemeinde gescheitert, den Realschulstandort Aumühle zukunftsfähig zu machen. Der kürzlich sanierte naturwissenschaftliche Fachraum könne auch von den Grundschülern genutzt werden, so der Bürgermeister. Wie es um die neu eingerichtete Busverbindung nach Dassendorf steht, muss noch entschieden werden.

In den vergangenen Jahrzehnten stand die Zukunft der Realschule immer wieder zur Diskussion. Bereits 1969 sollte sie aufgrund der Bevölkerungsentwicklung aufgelöst werden. Doch die Schülerzahlen nahmen wieder zu. Der "kleinsten Realschule im Kreis" gab der Schulrat 1984 hervorragende Noten für die Unterrichtsqualität und die Ausstattung. Ob eine solche Aussage in Zukunft nur noch für die Grundschule in Aumühle gelten wird, entscheiden die Gemeindevertreter als Schulträger jetzt.

* Kurze Schulgeschichte: Der Grundstein für die Fürstin-Ann-Mari-von-Bismarck-Schule wurde 1951 gelegt, 1952 erfolgte die Einweihung des ersten Bauabschnittes. 1965: Trennung in Volks- und Mittelschule. 1974 wurde die Hauptschule aufgehoben, die Hauptschüler wurden seither in Wentorf unterrichtet. 1978 wurden Fachräume für die Realschule angebaut. 1986 Auflösung der Grundschule und Neubildung "Realschule mit Grundschulteil".

"Ich werde jetzt Gespräche mit der Schulleitung und der Politik führen." Bürgermeister Dieter Giese