Reinbek. “Derzeit kommt mir Hinschendorf vor, wie das berühmte gallische Dorf“, sagte Kommunalpolitiker Klaus Köpke (CDU) am Dienstagabend im Jugendausschuss. Jedoch kämpfen die Bewohner des Stadtteils seit Wochen nicht wie bei “Asterix und Obelix“ gegen den römischen Feldherrn Julius Cäsar, sondern gegen die Verwaltung der Stadt.

Sie setzen sich für eine Brücke an der Hamburger Straße, den Erhalt der Buslinie 136 und aktuell für einen Spielplatz am Schaumanns Kamp ein.

Während ihr Engagement bislang von den Politikern ausdrücklich gelobt wurde, haben sich einige Bürger jetzt die Rote Karte eingehandelt. Die Tatsache, dass die Verwaltung darüber nachdenkt, den Spielplatz am Schaumanns Kamp Höhe Hausnummer 192 in Bauland oder Grünfläche umzuwandeln (wir berichteten), hatte einige so in Rage gebracht, dass sie harte Geschütze auffuhren.

Anwohner Christoph Tyziak, Vater von zwei Kindern, hatte in einem Schreiben an den Bürgermeister und die Presse dem Ausschussvorsitzenden und stellvertretenden Bürgervorsteher der Stadt, Hans-Jörg Carstensen (CDU), vorgeworfen, seinen politischen Einfluss zu nutzen, um sich persönlich zu bereichern. "Der einzige wirkliche Nutznießer einer Umwandlung des Spielplatzes in ein Baugrundstück scheint der Pächter der angrenzenden Felder (...) zu sein", heißt es in dem Schreiben. Der Vorwurf: Der Ausschussvorsitzende selbst könnte den Spielplatz als Bauland kaufen wollen.

Hans-Jörg Carstensen, der als Landwirt die Felder hinter dem Grundstück gepachtet hat, verlas den Brief und zeigte sich betroffen von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. "Ich hätte nie gedacht, dass es mir als Ehrenämtler passiert, jemals so angegriffen zu werden", sagte er. Geschlossen stellten sich die anderen Parteien hinter ihn. "Diese Korruptionsvorwürfe sind eine Ungeheuerlichkeit. Ich bin beschämt, traurig und schockiert, dass so etwas möglich ist", sagte Wilfried Potzahr, Fraktionsvorsitzender der CDU. Carstensen sei absolut integer: Allein die Tatsache, dass er zum stellvertretenden Bürgervorsteher gewählt worden sei, untermauere das Vertrauen in seine Person. Zudem seien die Vorwürfe sachlich nicht haltbar. "Wie soll sich ein einzelner Politiker bereichern, wenn eine Vorlage, die aus der Verwaltung kommt, von allen Fraktionen abgesegnet werden muss?", so Potzahr.

"Ein Prüfauftrag der Verwaltung ist ein ganz normaler, legitimer Vorgang in einer Stadt", erklärte auch Diethard Joppich (FDP) den Gästen. Mit Vorteilsnahme oder Korruption habe das nichts zu tun. Baldur Schneider (SPD) ging noch einen Schritt weiter. "Man kann verschiedener Meinung sein, aber man muss fair bleiben. Sie haben den Menschen verletzt, die Person angegriffen. Mittlerweile überlege ich mir, ob ich mir das Ehrenamt weiter antun muss." Christoph Tyziak entschuldigte sich für seine Wortwahl, sagte aber auch: "Zumindest habe ich damit eine Diskussion angestoßen."

Trotz der emotional aufgeheizten Stimmung, bemühten sich die Politiker um eine professionelle Erörterung des Sachverhalts, hörten sich die Argumente der anwesenden Eltern für den Spielplatz - beliebter Treffpunkt, eine Institution im Stadtteil - geduldig an. Einstimmig lehnten sie die Umwandlung in Bauland ab. Die Verwaltung soll jedoch prüfen, ob eine Umwandlung in Grünfläche oder beispielsweise eine Verpachtung sinnvoll ist. Allen ist klar: Ein Spielplatz, den man schließt, ist für immer verloren. Fortsetzung folgt.