Lauenburg (bm). Wenn das Baby alle paar Minuten schreit, im Stundentakt Windeln gewechselt oder Fläschchen gegeben werden müssen, ist der rosarote Traum vom Mutterglück, den die Werbung immer wieder verspricht, schnell dahin und eine Phase der Erschöpfung setzt ein.

Diese Erfahrung machen bundesweit rund 6500 Mädchen im Teenageralter jährlich: Sie werden ungewollt schwanger und auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt. Feiern und Urlaub machen sind vorbei - und ohne abgeschlossene Ausbildung oder Schulabschluss ist die Gestaltung ihrer Zukunft schwierig.

Damit es in Lauenburg möglichst keinem Mädchen so ergeht, wurde durch das Bundesförderprogramm "Vielfalt tut gut" nun ein entsprechendes Projekt im Nachbarschaftstreff ToM am Moorring auf die Beine gestellt.

"Wir wollen hier vor Ort sein, um den Stadtteil mit einzubeziehen", erläutert ToM-Leiterin Sabine Vogel. Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin Jasmin Bostelmann wird montags zwischen 15 Uhr und 16.30 Uhr mit interessierten Mädchen von 13 bis 18 Jahren die Themen Schönheitsideale, Freundschaft, Liebe und Sexualität in Gesprächen, Spielen und Collagen erarbeiten - eine Gruppe für die Jungen bereitet der ToM-Mitarbeiter Nikolas Vogel vor.

Das Sexualpräventionsprojekt soll ebenso an den Allgemeinbildenden Schulen in Lauenburg angeboten werden - in eintägigen Kursen für die Schüler ab Klasse 8. Sie werden in diesem Jahr über Verhütung, Schwangerschaft und Elternsein aufgeklärt.

Eine Verlängerung des Projekts sei aber wünschenswert, so Sabine Vogel und Bostelmann ergänzt: "Wir sind in der Abstimmung ganz flexibel und bieten den Schulen individuelle Lösungen."

Dabei helfen werden "Real Care Babys". Jasmin Bostelmann bringt die täuschend echt aussehenden Puppen aus Lüneburg mit, wo sie in der Sozialberatung des "Ma Donna" tätig ist. 1000 Euro kostet eine Puppe in der Anschaffung, denn sie ist computergesteuert: Wie ein echtes Baby teilt die Puppe ihre "Bedürfnisse" lautstark mit und sorgt so bei der einen oder anderen Teilnehmerin für Schweißausbrüche, wenn sie schnell herausfinden muss, warum ihr Baby schreit.

Die 16-jährige Schülerin Natalie ist stolz, dass "ihr" Baby sehr zufrieden war und wenig geschrien hat. Aber nicht nur die Windeln wechseln und Fläschchen geben verlangt die Puppe, sondern auch den sorgsamen Umgang mit ihr.

"Bei mir hatte es ganz oft Genickbruch, weil ich vergessen habe, den Kopf zu stützen", weiß die 16-jährige Stephanie zu berichten und ist sich sicher, wie sie ihre Zukunft gestalten möchte: "So schnell will ich kein Kind, erst mache ich meinen Schulabschluss und beende eine Ausbildung."