Wentorf. Dr. Henner Buhck hat in jedem Taxi eine verbindliche Sitzplatzreservierung. Weich gepolstert hinten rechts.

Wenn der 42-Jährige morgens um 7.45 Uhr die Haustür aufmacht und sich von seiner Frau und den drei Kindern verabschiedet hat, kann er direkt entspannt in die breiten Ledersitze der bestellten Limousine sinken. Grund: Seit Juni vergangenen Jahres hat der Wentorfer Unternehmer seinen Firmenwagen abgeschafft und fährt mit dem Taxi zur Arbeit, zu Besprechungen und zu Abendveranstaltungen.

"Ich habe immer sehr viel zu tun. Im vergangenen Jahr habe ich mir meinen Kalender genommen und überlegt, in welchen Bereichen ich Zeit einsparen könnte", sagt Buhck. Relativ schnell stand da das Auto als Zeiträuber Nummer eins auf der Bilanzliste. Bis zu acht Stunden saß der Unternehmer, dessen Familienbetrieb einer der größten Umweltdienstleister in Norddeutschland ist, wöchentlich im Fahrzeug. Zeit, die er viel lieber in seine eigene Firma als in den Straßenverkehr investiert hätte.

"Einen Fahrer einzustellen, kam für mich nicht in Frage. Zum einen, weil der Chauffeur und der dazugehörige Wagen ganz schön teuer sind. Zum anderen, weil ich das auch vor mir selbst nicht rechtfertigen könnte. Das passt einfach nicht zu mir", so Buhck. Blieb noch die Idee, fortan mit dem Taxi zu fahren. Hierbei ging der Firmenchef sehr strategisch vor, bereitete eine Ausschreibung unter den Taxiunternehmen der Region vor.

Das Rennen machte die Firma "Taxi Reinbek" mit dem Standort Sophienstraße am Reinbeker Bahnhof. Dort ist Buhck jetzt das, was Geschäftsführer Richard Rassek "geschäftlicher Stammkunde" nennt. Mehr als tausend Kilometer chauffieren Rasseks Fahrer monatlich den Unternehmer quer durch die Region, während er auf dem Rücksitz telefoniert, am Laptop arbeitet oder Sitzungsunterlagen liest.

Für wiederkehrende Strecken und längere Fahrten werden Festpreise vereinbart. Ansonsten läuft die Uhr, das Taxameter. Seine Bilanz nach mehreren Monaten Taxifahren: "Im Grunde ist es sogar billiger, als ein eigenes Auto zu haben." Rein rechnerisch kosten ihn die Taxifahrten rund 300 bis 400 Euro mehr im Monat, als ein eigenes Auto. Rechnet er aber die gewonnene Arbeitszeit dagegen und den bis zu zehnwöchigen Stillstand des eigenen Pkw im Jahr durch Urlaub und Geschäftsreisen, komme er auf eine positive Bilanz. Ersparnis Pi mal Daumen 100 Euro.

Buhck weiß, dass für die meisten Führungskräfte die Abschaffung des Autos nicht infrage kommt. "Es ist für viele ein Statussymbol", sagt der 42-Jährige, der jahrelang Mini und damit das kleinste Auto in der Firma fuhr. Seine Argumente, die mittlerweile einige Geschäftsfreunde nachdenklich stimmen: "Ich kann im Auto arbeiten, ich bin pünktlich, muss nicht ewig einen Parkplatz suchen, werde direkt vorgefahren." Ein Modell für die Zukunft? "Vielleicht kommen einige ins Grübeln."