Reinbek. “Darf ich vorstellen, Willi und Margarete Schrader.“ Erika Schrader (69) hat das Hochzeitsfoto ihrer Eltern aus dem Jahr 1938 für die “gute Stube“ zurechtgelegt. Denn die wird gerade eingerichtet. Und nicht nur Vertiko und Sofa werden dekoriert.

Museumsverein richtet mit authentischen Utensilien neue Ausstellung im Museum Rade ein.

Auch eine Küche, ein Schlafzimmer und ein Hinterhof nehmen im Museum Rade Gestalt an. Teilweise dank professioneller Hilfe. Helmut Busse (69), der als Tischler beim Schauspielhaus gearbeitet hatte, malte mit Holger Sajuntz (69), Ex-Grafiker, einen Holzzaun. Der sieht samt Tür für das Stille Örtchen täuschend echt aus. Und auch die Eisblumen an den Fenstern sind handgemacht. In der Zeit, in die die Ausstellung Erwachsene und Schulkinder entführen möchte, gab es noch keine Doppelfenster. "Und so wuchs der Blumenschmuck in jedem Winter an den Fenstern", erinnert sich Sajuntz.

Etwa 18 der 106 Mitglieder des Vereins haben die Ausstellung "Das Leben der kleinen Leute" in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts mit vielen Requisiten und einem 76-seitigen Begleitheft mit Hintergrundinformationen vorbereitet. "Wir haben mit authentischen Exponaten eine Szenerie der damaligen Wohnverhältnisse nachgestellt", sagt Vereinsvorsitzende Gisela Manzel (69). Wichtigstes Ziel sei es, dass alle daran Spaß haben. Vom Schreiben der Texte bis zu den Handwerksarbeiten gebe es viele Einsatzmöglichkeiten - auch für neue Mitglieder. Es ist die 16. Ausstellung. Und das erste Mal hat Manzel die Regie abgegeben. "Es ist mit schwergefallen, mich zurückzuhalten, aber es hat geklappt", sagt sie und nimmt einen Korb, um die Küche mit einem Kohlekochherd zu dekorieren.

Die Sachen stammen zum größten Teil aus dem eigenen Fundus des Vereins, der im Keller der Klosterbergenschule und im Pumpenhaus an der Loddenallee gelagert wird. "Ein Bett haben Freunde ausgeliehen, ein anderes das Schauspielhaus", sagt Sajuntz.

Die Ausstellung im Museum Rade, Schloßstraße 4, wird morgen eröffnet. Sie ist bis zum 14. April mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Schulklassen können sich bei Gisela Manzel unter Telefon (040) 722 45 46 anmelden.