Reinbek (sho). Sie tragen Jeans und Sweatshirt statt Anzug, rustikal Rucksack anstelle einer Aktentasche und arbeiten dann, wenn andere schon wieder Feierabend machen. 18 Schüler der Sachsenwaldschule sind unter die Unternehmer gegangen und haben eine Firma gegründet, die sich auf die Herstellung von Holzspielen spezialisiert hat.

Unterstützt werden sie dabei von Lehrerin Daniela Gräf, die den Leistungskursus des zwölften Jahrgangs WiPo (Wirtschaft und Politik) betreut.

Die jungen Leute nehmen am Projekt Junior teil, das vom Institut für Wirtschaft Köln (IW) seit 1994 angeboten wird und auf ein Schuljahr ausgelegt ist. Insgesamt haben schon mehr als 34 000 Teenager mitgemacht und Ideen in mehr als 2500 Unternehmen umgesetzt. Die gemeinsame Einrichtung von Verbänden und Unternehmen mit Sitz in Köln möchte bei Schülern das Interesse an Wirtschaft wecken. Ein Konzept, das in Reinbek aufzugehen scheint. Einmal in der Woche sitzen beispielsweise Carina Loeck, Anneke Harder, Julius Barthel und Nina Reinsberg (alle 18 Jahre alt) in ihrer Freizeit beisammen, fachsimpeln über Personal- und Material- kosten, Marketingstrategien, Mitarbeitermotivation und Verkaufsschlager - Unternehmer eben.

"Eigentlich wollten wir Holzspielzeug für Kinder herstellen. Dann haben wir aber gemerkt, dass man dabei sehr strenge Auflagen beachten muss. Die können wir nur schwer erfüllen", sagt Carina Loeck. Deshalb tüfteln sie und ihre 17 Mitstreiter jetzt über neuen Brettspielen für Erwachsene. Ein Partyspiel steht schon, angefertigt zu Hause in den Hobby- und Werkzeugkellern der Eltern und für 15 Cent die Stunde pro "Arbeitnehmer".

Das tatsächlich existierende Grundkapital für den erfolgreichen Unternehmerstart erhalten die Schüler durch den Verkauf von 90 sogenannten Anteilscheinen. "Einer kostet zehn Euro, wir haben versucht, sie an Freunde und Familienmitglieder zu verkaufen", erklärt Anneke Harder. Um die Anteilscheine loszuwerden, braucht es Überzeugungsarbeit, schließlich wollen die Investoren ihr Geld gut angelegt wissen. Sicher verwahrt ist es zumindest, die erste Aktion der "Finanzabteilung" hieß: Ein Bankkonto anlegen.

Um den Geldgebern Einblick ins Unternehmen zu geben, wird morgen eine Jahreshauptversammlung in der Aula des Gymnasiums einberufen. "Derzeit suchen wir noch Wirtschaftspaten, die unser Projekt begleiten und unterstützen", sagt Nina Reinsberg, Pressesprecherin der Schüler-Firma, die sich Luben nennt (abgewandelt von dem lateinischen ludere bonus, übersetzt "gut spielen").

Fünf Jugendliche werden die Geschäftsidee zudem auf einer Schüler-Messe in Antwerpen präsentieren und mit anderen Nachwuchs-Unternehmern ins Gespräch kommen. "Das meiste machen die Schüler wirklich selbst, ich unterstütze sie nur, wenn sie sich gezielt mit Fragen an mich wenden", sagt Lehrerin Daniela Gräf. Sie weiß, dass es für die jungen Leute eine große Herausforderung ist, ein Unternehmen eigenständig auf die Beine zu stellen und in ihrer Freizeit durchzuziehen. "Es war wichtig, dass die Schüler mit ihrer Unternehmensidee eine Nische finden, die noch kein anderer besetzt hat", so Gräf.

Die Holzspiele, die in den nächsten Wochen entstehen, werden auf Nachfrage angefertigt, einige auf dem Reinbeker Weihnachtsmarkt verkauft.