Reinbek. Etwas versteckt liegt das Einkaufszentrum “Neuschö“ am Grenzweg. Für viele der 7000 Einwohner Neuschönningstedts ist es dennoch eine gewohnte Anlaufstelle. Auch Ingrid Lucht (68) und Ursula Behnke (70) füllen hier täglich ihre Einkaufskörbe.

Sie wohnen in der Nähe und kommen manchmal sogar zweimal am Tag zum Einkaufen. "Wir brauchen die Geschäfte in Fußnähe", sagt Behnke. Und die Händler brauchen sie. "Ohne die Stammkunden könnten wir nicht überleben", sagt Peter Grebien (40). Der Inhaber des Supermarktes fühlt sich vor allem von den Politikern im Stich gelassen. Statt vorhandene Zentren für die Nahversorgung im Stadtteil zu stärken, werde in Reinbek auf der "grünen Wiese" immer mehr Konkurrenz aus dem Boden gestampft, die ihm das Wasser abgrabe.

Mit der Kritik steht er nicht alleine da. Auch Thomas Bösche (54), Inhaber des Tabak-, Lotto- und Zeitschriftengeschäftes, ist sauer: "Es kommen immer mehr Zentren hinzu und hier wird nichts getan." Sein Umsatz sei in den vergangenen beiden Jahren um zehn Prozent zurückgegangen. Auch hier halten dem Geschäftsmann vor allem ältere Kunden die Treue. Der Rentner Horst Sahlmann (66) gibt seit 34 Jahren seinen Lottoschein ab. Inzwischen hat er kein Auto mehr und ist auf die Geschäfte in der Nähe angewiesen.

Investor und Eigentümer der Immobilie Wolfgang Braydor hat das EKZ vor vier Jahren auch mit Blick auf die 300 Neubürger aus dem Robienviertel übernommen. Seine Pläne für den Ausbau hat er inzwischen auf Eis gelegt. "Es gibt einige Interessenten, aber wenn die sich die Verkehrsführung anschauen, winken sie ab", sagt er. Für Neuschönningstedter südlich der Möllner Landstraße sei das EKZ nur mit Umwegen durch die Wohnstraßen zu erreichen. Deshalb will Braydor erst investieren, wenn die Zufahrt von der Möllner Landstraße für Pkw ermöglicht wird.

Vorerst ist sein Ziel, dass keine Geschäfte aufgeben. Den Vertrag mit Schlecker habe er gerade um fünf Jahre verlängert. Ein Outlet-Geschäft, das Kleidung und Schuhe von Markenherstellern anbietet, hat vorgestern eröffnet. Ein Friseur, eine Gaststätte und eine Spielhalle halten sich am Standort.

Für dessen Attraktivität ist die Bäckerei gerade modernisiert worden. "Wir haben 150 000 Euro investiert und hoffen, dass die anderen nachziehen", sagt Thomas Roessger, Verkaufsleiter der Braaker Mühle. Mit neuen, durchgehenden Öffnungszeiten, einem erweiterten Sortiment und Service habe die Filiale wieder mehr Zulauf.

Auch die Stadt wolle das EKZ stärken, betont Stadtmanager Michael Pohle und zitiert das jüngst von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Einzelhandelsgutachten: "Der Supermarkt als Ankerbetrieb und der Drogeriemarkt sollten erweitert werden, um ihre Attraktivität zu erhöhen und ihre Zukunftsperspektive mit Blick auf die Entwicklungen in Glinde und Reinbek zu sichern."