Reinbek. So hatten sie sich ihren ruhigen Lebensabend nicht vorgestellt. Mehr als 30 Senioren mussten binnen eines Monats ein neues Zuhause finden, nachdem bekannt geworden war, dass ihr Alterssitz - das Sunrise Domizil am Rosenplatz - schließen wird. “Meine Mutter hat sehr viel geweint, als sie das erfahren hat.

Fast alle Senioren haben bereits ein neues Zuhause gefunden. Jetzt heißt es: Neuanfang im Alter.

So kannte ich sie gar nicht, sie war immer eine kleine Kämpferin", sagt Rita Demirtas aus Aumühle. Ihre 95-jährige Mutter Margareta Martens lebt jetzt seit einer Woche in der Seniorenresidenz in Reinbek, der Umzug ist geschafft. "Wir haben dabei Hilfe von Sunrise bekommen, mussten jedoch noch einige Möbel kaufen." Demirtas sagt ehrlich: "Ich krieche auf dem Zahnfleisch. Es ist anstrengend, so etwas mit einem älteren Menschen durchzumachen."

Die gute Nachricht: "Bis auf sechs Bewohner haben bereits alle Senioren ein neues Heim gefunden", sagt Jörg Eppler, Regionaldirektor der Sunrise Senior Living Germany GmbH. Er ist zuversichtlich, dass in Absprache mit den Angehörigen auch für die übrigen älteren Damen und Herren Anfang nächsten Jahres ein Platz gefunden wird. Einziges Problem: "Gerade für Menschen, die mehr Pflege und Betreuung brauchen, sind die Plätze in Reinbek und Hamburg begrenzt. Wenn auf einmal so viele Menschen untergebracht werden müssen, wird es eng."

Im hohen Alter überstürzt die Umzugskisten zu packen, sei für die meisten von ihnen ein großer Schock gewesen, sagt Kirsten Dürlich, Leiterin der Seniorenresidenz an der Hamburger Straße in Reinbek. Sie und ihr Team haben in den vergangenen Wochen sechs Sunrise-Bewohner in ihrem Haus willkommen geheißen. Alle wissen, wie schwer den älteren Menschen der Schritt ins Ungewisse gefallen ist. "Sie haben sich im Sunrise sehr wohl gefühlt, es war ihr Zuhause geworden. Sie kannten die Abläufe, das Pflegepersonal, alles war vertraut", betont Dürlich. Diese kleine, heile Welt sei nun plötzlich zusammengebrochen. "Wir bemühen uns nach Kräften, unseren neuen Bewohnern das Einleben so leicht wie möglich zu machen. Aber ehrlicherweise muss man auch sagen, dass wir eine andere Ausstattung und einen anderen Betreuungsschlüssel haben als das Sunrise."

Angehörige wie Rita Demirtas sind froh, dass einige Mitarbeiter aus dem Sunrise jetzt in der Seniorenresidenz arbeiten. "Dann gibt es ein großes Hallo, wenn die Senioren die bekannten Pfleger wiedertreffen. Das beruhigt sie." Zusätzliches Trostpflaster: Die Eltern können in Reinbek bleiben, sind in der Nähe ihrer Angehörigen. So steht einem engen Familienkontakt weiterhin nichts im Weg.

Auch Stephan Mönning, Stiftsdirektor des Augustinum Aumühle, hat in seinem Haus am Montag zwei ehemalige Sunrise-Bewohner begrüßt. Um ihnen das Einleben und den Kontakt zu den anderen Senioren zu erleichtern, gab es Gutscheine für das hauseigene Restaurant, Kaffee und ein Frühstück.

In der Seniorenresidenz sorgen jetzt auch Vierbeiner dafür, dass sich die älteren Menschen wohl fühlen und miteinander ins Gespräch kommen. Einmal in der Woche schaut die Reinbeker Tierärztin Iris Heere mit mehreren Hunden und deren Besitzern vorbei. Ein großes Ereignis für alle Beteiligten. Abwechslung und Streicheleinheiten, um die Eingewöhnung zu erleichtern (siehe rechts).

"Wir bemühen uns nach Kräften, unseren neuen Bewohnern das Einleben so leicht wie möglich zu machen."

Kirsten Dürlich, Leiterin der Seniorenresidenz Reinbek