Spätestens, wenn Günter Weinke mit einer langen Leiter durch die Oher Tannen streift, dämmert es auch dem letzten Spaziergänger: Jetzt ist wieder Herbst. Sobald die Bäume die ersten Blätter verlieren, die Temperaturen sinken und der Wetterbereicht mehr Regen als Sonne zeigt, beginnen für den 71-Jährigen lange Arbeitstage. Seit elf Jahren kümmert sich der Reinbeker Naturfreund um 120 Nistkästen, die in vier Metern Höhe an Bäumen in den Oher Tannen hängen. "Die genauen Plätze habe ich alle im Kopf", sagt Weinke.

Derzeit ist bei den Familien Meise, Kleiber, Trauerschnäpper und Specht Hausputz angesagt. "Die Tiere haben für ihre Eier Polster angelegt. Die müssen raus, damit sich die nächsten Vögel nicht mit Milben anstecken", weiß der Experte. An seinem Fahrrad hängen hinten nicht nur die Leiter, mit der in luftiger Höhe an die Nistkästen kommt, sondern auch eine Werkzeugtasche mit Bohrer, Spachtel, Nägel und Aufhängungen. Aus einer Tasche quillt Stroh, auf dem es sich die Vögel im kommenden Frühjahr bequem machen können. "Sie füllen es zusätzlich mit Hundehaaren, Moos, Blättern und Baumborken. Je nach Vogelart", so der ehemalige Lehrer der Gertrud-Lege-Schule.

Seine Begeisterung für die gefiederten Freunde begann bei einem Aufenthalt im Jugenwaldheim "Süderliegum". Dort zimmerte er mit Schülern einer neunten Klasse Nistkästen, baute danach an seiner Schule eine Arbeitsgemeinschaft auf. Im Jahr 2000 erhielt die Gruppe dafür den ersten Umweltpreis der Stadt Reinbek. Seitdem Weinke 2003 in Rente ging, kümmert er sich ehrenamtlich um die Nistkästen. Aufmerksame Spaziergänger teilen ihm mit, welche Kästen besetzt sind, welche Nistplätze repariert werden müssen. Anderen gefallen die Brutplätze anscheinend so gut, dass sie sie gleich mitgehen lassen. "Nicht klauen, selber bauen", schrieb Weinke deshalb auf Zettel. Seine Arbeit findet große Anerkennung. "Viele Spaziergänger sagen, dass wieder mehr Vogel-Musik im Wald ist, seitdem die Nistkästen hängen." Der Dank für all die Arbeit.

"Seitdem die Nistkästen in den Oher Tannen hängen, ist im Wald wieder mehr Vogel-Musik."

Nistkastenbetreuer Günter Weinke