Von Louisa Rascher

Glinde.
Für die Bewohner der Stadt ist es wohl kein erfreuliches Datum: Am 19. September 2011 eröffnete der Tønsberg-Laden am Glinder Berg, der die bei Rechtsextremen beliebte Kleidungsmarke Thor Steinar verkauft. Damals gab das den Glindern den Impuls, eine Bürgerinitiative (BI) zu gründen, die sich gegen rechtes Gedankengut einsetzt. "Wir wollen noch einmal alle Hebel in Bewegung setzen", sagt nun Mike Neschki und ruft im Namen der BI zum vierten Jahrestag der Eröffnung zu einer großen Demonstration auf. Denn fast scheint es so, sagt der BI-Sprecher, als habe man sich in Glinde ein bisschen an das Engagement der Bürgerinitiative gewöhnt.

Naturgemäß errege es nicht mehr so viel Aufsehen, wenn die BI "Glinde gegen Rechts" wieder zu einer ihrer zahlreichen Protestzüge, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen für ein buntes Glinde, für Vielfalt und Toleranz aufrufe. Fast wie selbstverständlich wirken inzwischen die vielen Auszeichnungen, die die BI für ihr außerordentliches Engagement auf Bundesebene erhalten hat. "Dass sich eine Bürgerinitiative so stark etabliert, dass sie aus der Stadt nicht mehr wegzudenken ist, das ist ja durchweg positiv", sagt Neschki. Das zeuge von der Arbeit jedes Einzelnen. Doch die BI bedauere, dass das allgemeine Interesse offenbar nachlässt.

In diesem Jahr sei es womöglich entscheidend, sich gegen den Verbleib des Geschäfts am Glinder Berg einzusetzen. Nach Informationen der BI hat der Vermieter mit dem Ladeninhaber damals einen Vertrag über eine Laufzeit von fünf Jahren abgeschlossen. "Sicher wissen wir das auch nicht. Aber sollte der Vertrag auslaufen, hoffen wir, dass er nicht verlängert wird", sagt Neschki. Für eine Nachfrage war der Vermieter des Geschäfts nicht zu erreichen.

"Angesichts der massiven Hetze gegen Flüchtlinge im Internet und Brandanschlägen gegen Unterkünfte wollen wir ein Signal für Menschlichkeit setzen", sagt Jan Schwartz von den Grünen. Deshalb ziehen die Bürgerinitiative und das Parteienbündnis am Sonnabend, 19. September, ab 12.30 Uhr vom Marktplatz zum Glinder Berg - sie hoffen auf viele Unterstützer. Dort sollen sich Bürgermeister Rainhard Zug, BI-Sprecher Hans-Jürgen Preuß und Burkhard Peters, rechtspolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, der in Glinde bereits die Lampedusa-Flüchtlinge rechtlich vertreten hat, für Toleranz starkmachen, damit der Laden am Glinder Berg keine Zukunft mehr hat.

Anders soll es der BI ergehen, deren Mitglieder nicht müde werden, jeden Dienstag zwei Stunden - manchmal alleine und bei strömendem Regen - eine Mahnwache abzuhalten. Im Falle einer Schließung des Tønsberg-Ladens werde die BI "Glinde gegen Rechts" weiter bestehen, da sind sich alle einig.

"Angesichts der massiven Hetze gegen Flüchtlinge wollen wir ein Signal für Menschlichkeit setzen." Jan Schwartz, Die Grünen