Von Susanne Tamm

Glinde.
In der Vergangenheit überraschte Bernd Wersel seine SPD-Fraktion mit Alleingängen. Nun hat sich der 53-jährige auf der jüngsten Fraktionssitzung aus dem Vorstand zurückgezogen und den Fraktionsvorsitz niedergelegt. "Das haben wir ihm nahe gelegt", bestätigt Marlies Kröpke, seine Stellvertreterin.

Seine Alleingänge, insbesondere die vergangene Finanzausschusssitzung, bei der er durch seine Enthaltung das Jugendzentrum in der einstigen Jever Deel - ein bevorzugtes Projekt seiner SPD - ins Wanken brachte (wir berichteten), seien dafür nur vordergründig ausschlaggebend gewesen, erklärt Kröpke: "Er war einfach zuletzt beruflich und privat stark eingespannt. Da macht man Fehler. Er hat sich in jüngster Zeit nicht genug mit der Fraktion abgestimmt."

Bernd Wersel, Dipl. Informatiker und Vater zweier Töchter (12 und 14), begründet seinen Rücktritt damit, dass er seiner Familie wieder mehr Zeit einräumen möchte. Den Vorsitz im Finanzausschuss will er behalten. Zu seinen Einzelentscheidungen stehe er weiter: "Ich bin nach wie vor für den Jugendtreff in der Jever Deel, doch wir müssen uns fragen, wie wir ihn bezahlen wollen." Seine politischen Entscheidungen will er wie bisher abhängig von Themen und Vorlagen treffen.

Er stehe dazu, dass er einen Stein ins Wasser geworfen habe, der Wellen geschlagen habe, so Wersel - "auch in der Presse", stellt Kröpke fest. "Plötzlich hatten wir da Windstärke 10. Das Gros unserer Fraktion ist beispielsweise gegen das Wellness-Resort auf dem Golfplatz, Bernd Wersel aber war ein Befürworter." Sie zähle sich selbst zu den Gegnern: "Es ist gar nicht absehbar, was Glinde für Vorteile davon hat und welche Belastungen die Stadt tragen müsste." Andere Fraktionen wie die Grünen, die das Projekt Jugendtreff in der Jever Deel mitgetragen haben, habe die SPD mit ihren Unstimmigkeiten vor den Kopf gestoßen.

Zu den Kandidaten für den Fraktionsvorsitz äußert sich Marlies Kröpke noch nicht. "Wir steuern jetzt erst mal ruhigeres Fahrwasser an und besprechen am Dienstag, wie wir weiter vorgehen wollen."