Von Susanne Tamm

Glinde.
Erika von Bargen versteht die Welt nicht mehr: "Mein verstorbener Mann und ich haben immer Hunde gehabt", erzählt die 71-Jährige. "Sie gehörten immer zur Familie." Einen eigenen Vierbeiner hat die Glinder Rentnerin heute zwar nicht mehr. Aber bei den Besuchen am Grab ihres Mannes begleitet sie seitdem die treue Meggi, die Hündin ihrer Tochter. Doch damit soll es nun vorbei sein: Seit vergangener Woche hängen Schilder an den Eingängen des Friedhofs. Sie zeigen die rot durchgestrichene Silhouette eines Hundes. Die Labrador-Hündin soll nun draußen bleiben.

Aber wer hat die Schilder aufgehängt? Erika von Bargen hat den Verdacht, dass ein anonymer Hundehasser die nur einfach laminierten Hinweise an die Tore geschraubt hat. Denn ein Hinweis auf die Stadt oder den Bürgermeister fehlt. "Und die Stadt hätte die Bürger doch sicher über Aushänge oder die Zeitungen informiert", sagt sie verwundert. Auf den üblichen Schildern für die Verhaltensregeln auf dem Friedhof wird das auch ganz anders gehandhabt: "Bitte haben Sie Verständnis, dass zur Würde des Ortes Folgendes zu beachten ist", ist dort zu lesen. Und ein durchgestrichenes Fahrrad, ein Fußball, ein Kassettenrekorder und ein Auto sind zu sehen. Gekennzeichnet ist es außerdem mit Glindes Stadtwappen und dem Zusatz "Stadt Glinde, Der Bürgermeister".

Ihr Schwiegersohn habe schon mit Bürgermeister Rainhard Zug gesprochen, doch der wisse von nichts, so von Bargen. Tatsächlich haben Unbekannte das Schild am Eingang Kornblumenweg bereits wieder abgerissen: Offenbar sind noch mehr Hundehalter verärgert über das Verbot.

"Die Menschen denken immer, wenn es kein anders lautendes Schild gibt, ist alles erlaubt. Dem ist aber nicht so", erklärt Daniel Bannach aus dem Bauamt. Die Satzung für den Friedhof verbiete aber - wie andere Dinge auch - schon seit den 1980er-Jahren das Mitbringen von Tieren - auch angeleint. Ein Gewohnheitsrecht gebe es nicht. Die Friedhofssatzung ist auf der Homepage der Stadt (

"Wir hatten in der vergangenen Zeit vermehrt Beschwerden von Friedhofsbesuchern über Hunde, die dort Hasen jagen, oder ihr Geschäft an den Gräbern erledigen oder über Gebell.

"Um kurzfristig zu reagieren und auf das Verbot aufmerksam zu machen, haben wir jetzt die Schilder an den Eingängen aufgehängt, um noch einmal darauf aufmerksam zu machen."

Ob es eingehalten werde, werde stichprobenartig von den Mitarbeitern der Stadt kontrolliert. Laut Friedhofssatzung kann bei einem Verstoß, der als Ordnungswidrigkeit gilt, auch ein Bußgeld verhängt werden. "Aber das wird hoffentlich nicht nötig sein", sagt Daniel Bannach. "Unsere Kollegen werden die Hundehalter ermahnen, ihre Vierbeiner beim nächsten Friedhofsbesuch zu Hause zu lassen."

Erika von Bargen findet das sehr traurig: "Es gibt doch auch viele Menschen, die sich als Trost einen Hund anschaffen, wenn der Partner verstorben ist. Und die dürfen ihren vierbeinigen Freund dann nicht zum Spaziergang auf den Friedhof mitnehmen? Schließlich könne man die Hunde doch auch anleinen, damit sie keinen Unsinn machen." Dies sei beispielsweise auf dem Reinbeker Friedhof so geregelt. "Die meisten Hunde verhalten sich doch ruhig", hat die 71-Jährige beobachtet.

Marlies Kröpke, Stadtvertreterin der SPD und sehr engagiert in Sachen Friedhof, kennt das Problem aus eigener Erfahrung: "Ich selbst habe zwar keinen Hund, aber ich passe oft auf einen auf. Ich spreche unsere Bauausschussmitglieder in der nächsten Fraktionssitzung auf das Thema an."