Von Barbara Moszczynski

Glinde.
Seit August 2014 fliehen Tausende Jesiden im Norden des Irak vor der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die sie als "Ungläubige" verfolgt, versklavt und ermordet. Die Glinder Familie Alias, die selbst der religiösen Minderheit angehört, rief 2014 eine erfolgreiche Spendenaktion ins Leben und organisierte Anfang des Jahres mit Unterstützung von katholischer Gemeinde, Bündnis M.u.T., Bürgerinitiative gegen Rechts und Flüchtlingshilfe Glinde einen Hilfskonvoi mit warmer Kleidung in den Nordirak. Jetzt will die Familie Geld für die medizinische Versorgung sammeln.

Einen Monat war der älteste Sohn Haider (19) im Februar vor Ort und versorgte mit Helfern etwa 12 000 Menschen in fünf Flüchtlingscamps mit Kleidung für den Winter. Von Geldspenden - rund 6000 Euro gingen auf einem Spendenkonto ein - organisierte der junge Glinder auch medizinische Hilfe und Babynahrung. An beidem fehlt es nach wie vor. Deshalb wollen Haider, der in Hamburg sein Fachabitur macht, und sein Vater in den Herbstferien wieder in den Nordirak. "Die Versorgung mit Kleidung ist mittlerweile gut", sagt Haider, den immer noch E-Mails von Menschen erreichen, die Kleidung abgeben möchten. "Wenn aber jeder ein paar Euro spenden würde, könnten wir die medizinische Versorgung verbessern", hofft der 19-Jährige. Damit die Reise lohnt, möchten sie mindestens 5000 Euro zusammenbekommen. "Die Ärzte nehmen 100 Euro nur für eine Untersuchung", sagt Vater Hidayat, der seit zehn Jahren in Glinde lebt.

Die Eltern seiner Frau Neyet fanden Zuflucht in einem Lager in Xanke bei Dohuk, das auch schon von Unicef-Botschafterin Angelina Jolie besucht wurde. Die Familie würde sie gern nach Glinde holen, doch dafür müsste Hidayat Alias ein Nettoeinkommen von 3500 Euro nachweisen. Illusorisch für den 41-Jährigen, der als Lagerist arbeitet. "Warum diese hohe Hürde", fragt er, "wir haben hier Platz und es wäre doch viel besser als im Zelt." Die Familie hofft auf ein Sonderkontingent wie für syrische Flüchtlinge. Baden-Württemberg macht jetzt einen Anfang und will 1000 traumatisierte Frauen und Kinder, sexuell missbrauchte Opfer der IS, aufnehmen.

Wer helfen möchte, spendet auf das Konto von Haider Alias bei der Sparkasse Holstein: IBAN DE 68 2135 2240 0189 6345 12, BIC: NOLADE21HOL, Verwendungszweck "Flüchtlingshilfe Nordirak".