Von Barbara Moszczynski

Glinde.
Die gute Nachricht zuerst: Das neue Unterstufenhaus der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld wird voraussichtlich rechtzeitig zum Beginn des neuen Schuljahres fertig. Schüler und Lehrer lässt diese Nachricht wohl aufatmen. Ihnen bleiben dadurch einige Wochen Baulärm und Umzugsstress erspart. In dieser Woche laufen am Holstenkamp noch die Abschlussarbeiten für den ersten Bauabschnitt. Der zweite Abschnitt für das neue Herzstück der Schule, die zweigeschossige Eingangshalle, hat bereits begonnen. Der Rest des alten Unterstufenbaus wird derzeit abgerissen.

Die schlechte Nachricht ließ bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses aber nicht lange auf sich warten: Die aufgrund großen Platzmangels notwendig gewordene Erweiterung des Unterstufenhauses kostet unerwartet 1,37 Millionen Euro mehr, zusätzlich zu den bereits eingeplanten 7,42 Millionen Euro.

Gründe dafür seien laut Stadtverwaltung und Architekten: Pech, zeitliche Verzögerungen und sogar das neue Schulgesetz.

Der mit viel Bauschutt durchsetzte Untergrund musste zunächst routinemäßig mit Bohrlochsondierungen auf Kampfmittelrückstände untersucht werden. Bei den Arbeiten stellte sich heraus, dass das Grundwasser in mittlerer Tiefe die Stahlbetonpfeiler für die Pfahlgründung des Neubaus stark angegriffen hätte. Folge: Der Betonmantel der Pfosten musste also dicker werden - plus 300 000 Euro.

Dann fiel den Planern auf, dass die Pfähle mit der alten Schmutzwasserleitung kollidieren würden. Deren Verlegung schlug mit weiteren 174 000 Euro zu Buche. Die zeitlichen Verzögerungen während einer florierenden Baukonjunktur machten außerdem das gesamte Vorhaben teurer, erklärte Projektleiter Andreas Heecks - um 493 000 Euro.

Zu guter Letzt trat Anfang 2014 ein neues Schulgesetz in Kraft. Für die Inklusion gibt es barrierefreie Zuwege in allen Schulen vor. Als die Planungen für das Unterstufengebäude 2012 begannen, war für den Haupteingang eine Treppenanlage vorgesehen. Die notwendigen barrierefreien Rampen erhöhen die Gesamtkosten um happige 403 000 Euro.

Trotz aller Einsparversuche - man verzichtete auf weitere Oberlichter für die Eingangshalle, eine Klinkerfassade und setzte die Waschbecken in die Flure und nicht in die Klassen - kostet allein das neue Unterstufenhaus mittlerweile fast neun Millionen Euro. Und der dazu zählende dritte Bauabschnitt, in dem der sogenannte Querriegel als weiteres Geschoss auf das Unterstufenhaus gesetzt wird, hat noch gar nicht begonnen.

Dennoch haben die Politiker die von Projektleiter Andreas Heecks vom Büro "Trapez Architektur" vorgetragenen Mehrkosten einstimmig genehmigt. "Das ist hier nicht die Elbphilharmonie, das ist ein ziemlicher Ausreißer", gibt Wolf Tank, Fraktionschef der Grünen, zu bedenken. "Die Abweichungen sind aber alle plausibel. Wir kommen daher gar nicht umhin zuzustimmen."