Glinde
(st).
Hans Meier war dabei, als die große Liebe zwischen Glinde und St. Sébastien begann: Eine ideale Verbindung, denn Meiers Zuneigung zu Frankreich dauert seit seiner Gefangenschaft 1945 an. Damals, als 20-Jähriger, wäre er fast in Frankreich hängen geblieben. Und dass er heute seinen 90. Geburtstag feiert, hindert ihn nicht daran, bald wieder nach St. Sébastien zu starten. "Ich fahre mit meiner Tochter Sabine zum 50. Verschwisterungsjubiläum", erzählt er lächelnd. "Ich musste meinen beiden Töchtern vor drei Jahren versprechen, nicht mehr allein durch Europa zu düsen."

Bevor er zum Franzosen wurde, kam noch alles anders: Während eines Urlaubs bekam Hans Meier einen Job bei der Schleswig-Holsteinischen Stromversorgung (Schleswag). In 37 Jahren arbeitete er sich dort zum Bezirksmeister hoch. In den 50er-Jahren lernte er seine Gisela kennen. 1965, beim ersten Besuch der Glinder in St. Sébastien, war Meier dabei, ab 1968 für 15 Jahre als Jugendbegleiter. In Sachen Europa macht ihm heute so leicht niemand etwas vor. Wer Fragen hat, braucht nur "Europa-Meier" zu fragen Alles ist säuberlich in einem Archiv dokumentiert.

Beim ersten Besuch der Franzosen in Glinde 1964 sprang er ein: Denn weder Bürgervorsteher Arthur Christiansen noch andere Amtsträger der Stadt ließen sich bei dem Termin, einem Basketball-Spiel, blicken. Da Meier Französisch spricht, hielt er die von den Gästen erwartete Rede - das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Die Verschwisterung mit der ungarischen Stadt Kaposvár hat er sogar mit aus der Taufe gehoben: Auch Ungarn erlebte er zuerst als Soldat mit 17 Jahren. Als 1970 eine Anfrage der ungarischen Tanzgruppe Somogy kam, in Glinde aufzutreten, war Hans Meier begeistert. Die herzlichen Begegnungen, die er trotz der Kriegsvergangenheit in Kaposvár erlebte, bewegen ihn immer wieder.

Deshalb freut er sich auch auf das nächste Jubiläum, das in seinem Kalender steht: die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Verschwisterungsbestehen mit Kaposvár am 26. und 27. September. Vor 40 Jahren wurde er bereits Ehrenbürger der französischen Schwesterstadt, vor 30 Jahren erhielt er die Goldmedaille der Europa-Union, der er bis 2006 vorstand und mit der er viele Tournee-Reisen für Somogy organisiert hat. Auf Wunsch seiner Töchter zieht er demnächst in eine barrierefreie Neubauwohnung um. Mittlerweile hat er auch seinen VW Golf verkauft - und sich einen kleinen VW Up angeschafft. Das war wohl nicht im Sinne seiner Töchter Sabine König und Karin Schlickum, aber auf dem Sofa hält ihn nichts. Denn das Reisen ist sein Lebenselixier. Jedes Jahr zog es ihn zurück auf das Weingut Chateau de Cahors, wo er seinen Arbeitsdienst leisten musste. In den 70er-Jahren wurde es an das dänische Königshaus verkauft. "Auf einem Konzert 2014 haben wir die Königin Margrethe auch endlich einmal gesehen", erzählt er.

Heute feiert Hans Meier mit Familie und Freunden erst einmal seinen 90. mit einem Empfang im Bürgerhaus. Gratulanten sind zwischen 11 und 14 Uhr willkommen.